Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier
Aufnahme: Mittwoch, 18. Juni 2008 | Berlin
Liedtext
Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche rings umher.
Keine Luft von keiner Seite,
Todes - Stille fürchterlich.
In der Ungeheuern Weite
Reget keine Welle sich.
Zum Text
Goethes Gedicht erscheint 1796 unter dem Titel Meeresstille. gemeinsam mit dem Gedicht Glückliche Fahrt. in Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1796. Der biografische Anlaß für dieses Gedicht liegt in der Italienreise Goethes von 1786 bis 1788. Goethe erlebte Meeresstille und Glückliche Fahrt am eigenen Leib bei seiner Rückkehr aus Sizilien. 1.1
Zur Musik
Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 48 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige seiner vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es Schubert nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2
Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.
Das Lied Meeres Stille liegt uns in zwei Fassungen vor. Die erste Fassung wird schon am folgenden Tag durch die hier vorliegende zweite, endgültige, als op. 3 Nr. 2 erschienene Fassung ersetzt. Liegende, ganztaktige Akkorde (arpeggiert) verdeutlichen die "Tiefe Stille" und Regungslosigkeit des Meeres.
In der zweiten Verszeile entsteht leichte Wellenbewegung auf den F-Dur-Akkorden bei "Glatte Fläche". Die "fürchterliche Todesstille" der dritten Verszeile entfernt sich im Tonartenspektrum des Liedes am weitesten von der Grundtonart C-Dur und macht damit vielleicht das Grauen besonders deutlich. Über den Septakkord von H-Dur erfolgt die Rückmodulation nach C-Dur. Die Gesangsstimme schließt regungslos liegend auf einem Ton.
Schubert war 18 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb
Schuberts erstes Liederheft für Goethe enthielt folgende Kompositionen:
Jägers Abendlied D 368
Der König in Thule D 367
Meeres Stille D 216
Schäfers Klagelied D 121, erste Fassung
Die Spinnerin D 247
Heidenröslein D 257
Wonne der Wehmut D 260
Wandrers Nachtlied D 224
Erster Verlust D 226
Der Fischer D 225, zweite Fassung
An Mignon D 161, erste Fassung
Geistes Gruß D 142, zweite Fassung
Nähe des Geliebten D 162, zweite Fassung
Gretchen am Spinnrade D 118
Rastlose Liebe D 138, erste Fassung
Erlkönig D 328, zweite Fassung
Zweites Liederheft für Goethe siehe -> Link zu Nachtgesang D 119
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts: Staatsbibliothek zu Berlin, preussischer Kulturbesitz
Die Veröffentlichung besorgte 1821 Cappi und Diabelli in Wien als Opus 3 - 4
Noten
Originalversion des Liedes
Quellen
1.1 De Bohr/Newald: Geschichte der deutschen Literatur Band VI, S.508
2.1Gülke, Peter: Goethes »Versäumnisse«, in: Blog Klassik Stiftung Weimar, 08. September 2015
2.2Windmeißer, Renate: Neue Chance für Schubert, in: BR Klassik, Was heute geschah, 24. April 2018
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Meeres Stille
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne