Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier
Aufnahme: Montag, 15. Dezember 2008 | Berlin
Liedtext
Da droben auf jenem Berge,
Da steh' ich tausendmal,
An meinem Stabe [gebogen{Schubert: hingebogen}]
Und [schaue{Schubert: sehe}] hinab in das Thal.
Dann folg' ich der weidenden Herde,
Mein Hündchen bewahret mir sie.
Ich bin herunter gekommen
Und weiß doch selber nicht wie.
Da [stehet{Schubert: steht}] von schönen Blumen
[Die{Schubert: Da steht die}] ganze Wiese so voll.
Ich breche sie, ohne zu wissen,
Wem ich sie geben soll.
Und Regen, Sturm und Gewitter
Verpass' ich unter dem Baum.
Die Thüre dort bleibet verschlossen;
[Doch{Schubert: Und}] alles ist leider ein Traum.
Es stehet ein Regenbogen
Wohl über jenem Haus!
Sie aber ist [weggezogen{Schubert: fortgezogen}],
[Und{Schubert: Gar}] weit in das Land hinaus.
Hinaus in das Land und weiter,
Vielleicht gar über die See.
Vorüber, ihr Schafe, [vorüber{Schubert: nur vorüber}]!
Dem Schäfer ist gar so weh.
Zum Text
Goethe veröffentlichte sein Gedicht gemeinsam mit Christoph Martin Wieland im Taschenbuch auf das Jahr 1804 bei der Cotta’schen Buchhandlung Tübingen. Ein Digitalisat dieses Buches findet sich in der Österreichischen Nationabibliothek und kann online studiert werden. Das Gedicht steht auf Seite 113.
Zur Musik
Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 48 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige seiner vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es Schubert nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2
Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.
Als Schubert dieses Lied schrieb, war er 17 Jahre alt.
28.02.1819: Schäfers Klagelied ist, soweit wir heute wissen, das erste öffentlich vorgetragene Lied Franz Schubert, gesungen von Franz Jäger.
August Reissmann schreibt in seinem Buch
Franz Schubert: Sein Leben und seine Werke2.3
"Nach der im Spätherbst 1818 erfolgten Rückkehr nach Wien fand sich Schubert wieder in seine alten Verhältnisse versetzt. Mehr als je war er jetzt bemüht, mit seinen Werken in die Oeffentlichkeit zu treten, und er wurde hierbei von den Freunden thatkräftig unterstützt. Aus dem, im vorigen Kapitel mitgetheilten Briefe an die Freunde, vom 3. August, ersehen wir, dass er Schober bittet: Vogl zu veranlassen, bei dem Kunze'schen Concert im November eins seiner Lieder zu singen. Der Wunsch ist ihm nicht erfüllt worden. Erst im folgenden Jahre sang Franz Jäger — Tenorist von der Oper „Schäfers Klagelied" in dem, im Gasthof „Zum römischen Kaiser" von dem Violin spieler Jäll veranstalteten, am 28. Februar 1819 stattfindenden Concert, mit entschiedenem Erfolg, so dass er es in einem Concert am 12. April wiederholte."
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien
Die Veröffentlichung besorgte 1894 Eusebius Mandyczewski in Alte Gesamtausgabe (Breitkopf&Härtel) in Leipzig
Quellen
2.1Gülke, Peter: Goethes »Versäumnisse«, in: Blog Klassik Stiftung Weimar, 08. September 2015
2.2Windmeißer, Renate: Neue Chance für Schubert, in: BR Klassik, Was heute geschah,
2.3 August Reissmann, Franz Schubert: Sein Leben und seine Werke, Berlin, Verlag von J. Guttentag (D. Collin). 1873. S.103
4.1 Münchener Digitalisierungszentrum Alte Gesamtausgabe
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Schäfers Klagelied
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne