Abends unter der Linde

2. Bearbeitung

D 237 Nachlass 1872

Ludwig Gotthard Kosegarten 1758 - 1818

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Holger Berndsen - Klavier

Aufnahme: | Würzburg

Liedtext

Woher, o namenloses Sehnen,
Das den beklemmten Busen preßt?
Woher, ihr bittersüßen Thränen,
Die ihr das Auge dämmernd näßt?
O Abendroth, o Mondenblitz,
Flimmt blasser um den Lindensitz!

Es säuselt in dem Laub der Linde;
Es [flistert{Schubert: "flüstert"}] im Akazienstrauch.
Mir schmeichelt süß, mir schmeichelt linde
Des grauen Abends lauer Hauch.
Es spricht um mich, wie Geistergruß;
Es weht mich an, wie Engelkuß.

Es glänzt, es glänzt im Nachtgefilde,
Der Linde [graue{Schubert (D. 235): "grauer"}] Scheitel bebt -
Verklärte himmlische Gebilde,
Seyd ihr es, die ihr mich umschwebt?
Ich fühle eures Athems Kuß,
O Julie! o Emilius!

Bleibt Sel'ge, bleibt in eurem Eden!
Des Lebens Hauch bläst schwer und schwül
Durch stumme leichenvolle Öden.
Elysium ist mild und kühl.
Elysium ist wonnevoll -
Fahrt wohl, ihr Trauten! fahret wohl!

Ludwig Gotthard Kosegarten
Stich von Johann Heinrich Lips
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Der Pfarrer Ludwig Gotthard Kosegarten veröffentlichte 1803 sein Gedicht Abends unter der Linde in der Neuesten Auflage seiner Poesieen(sic!) Band 3, Berlin, Seite 201ff.

Ein Digitalisat dieses Gedichtbandes kann auf den Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek online recherchiert werden.

 

Zur Musik

Komponiert: 25. Juli 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 1872
Originaltonart:  F - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Morten Solvik beschreibt in den Jahren 1997 und 1999 in einem online erschienenen Artikel die Möglichkeit, dass Schubert mit den 20 Liedern, die 1815 auf Gedichte von Kosegarten entstanden, einen ersten Liederzyklus schreiben wollte. Ähnlich wie acht Jahre später Die schöne Müllerin2.1

Zu diesem Zyklus gehören laut Morten Solvik die folgenden Lieder:

Huldigung D 240
Alles um Liebe D 241
3 Von Ida D 228
Die Erscheinung D 229 
Das Finden D 219 
6 Idens Nachtgesang D 227 
7 Die Sterne D 313 
Nachtgesang D 314 
Die Täuschung D 230 
10 Das Sehnen D 231 
11 Die Mondnacht D 238 
12 Abends unter der Linde D 237 
13 Das Abendrot D 236
14 Geist der Liebe D 233 
15 Der Abend D 221 
16 Idens Schwanenlied D 317 
17 Schwangesang D 318 
18 Luisens Antwort D 319 
19 An Rosa I D 315 
20 An Rosa II D 316

Schubert vertonte insgesamt 22 Texte von Kosegarten. Zählt man alle Fassungen dazu, liegen uns heute 24 Vertonungen vor. 14 Lieder entstanden zwischen 25. Juni und 27. Juli 1815. 7 Lieder an nur einem Tag: den 19. Oktober 1815. Nur An die untergehende Sonne wurde erst 1817 geschrieben.

Im Erstdruck und in späteren Drucken (abgesehen von der alten Gesamtausgabe 1894) erscheinen vom Gedicht nur die erste und letzte Strophe unter den Noten. Wir haben uns daher ebenfalls entschlossen, nur diese beiden Strophen aufzunehmen.

Das Lied wurde von Schubert in zwei Versionen vertont. Die zweite Bearbeitung schrieb er direkt am Tag nach der ersten Bearbeitung.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Österreichische Nationalbibliothek

Die Veröffentlichung besorgte 1872 J. P. Gotthard in Wien als Nachlass 1872 - 10 | Verlagsnummer 335

Ein Manuskript des Liedes liegt in der Österreichischen Nationalbibliothek. Es kann auf schubert-online.at online recherchiert werden.

Die Veröffentlichung besorgte Johann Peter Gotthard 1872 in Wien, V.N.325-361 als

Neueste Folge nachgelassener Lieder und Gesänge von Franz Schubert

Johann Peter Gotthard schrieb folgende Worte zu seiner Veröffentlichung:

Zur Veröffentlichung

Deckblatt 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 02 № 101
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 08
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 7 » 100

Erstdruck PDF Thumbnail Originalversion des Liedes PDF Thumbnail
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