Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Holger Berndsen - Klavier

Aufnahme: Montag, 07. September 2015 | München

Liedtext

Ich hab' ein Mädchen funden
Sanft, edel, deutsch und gut.
Ihr Blick ist mild und glänzend,
Wie Abendsonnengluth,
Ihr Haar wie Sommerweben,
Ihr Auge veilchenblau.
Dem Rosenkelch der Lippen
Entquillt Gesang wie Thau.

Ihr Bau ist hoch und herrlich.
Ihr Wuchs wie tief im Hayn
Der Birke schlanke Schönheit,
Ihr Busen schwanenrein.
Im hohen Schwanenbusen
Klopft ihr ein edel Herz,
Das kennt nicht Zwang noch Launen,
Nicht freche Lust noch Schmerz.

In Dustra's grüner Wildniß,
Am klaren Rinval-Fluß
Wallt einsam und verlohren
Des holden Mädchens Fuß.
Sie schwebt dahin. Ein Kränzchen
Schmückt ihr das Haar. Es schmückt
Ein Strauß den hohen Busen,
Den sie im Thau gepflückt.

Das Mädchen hab' ich funden.
Im keuschen Frühgewand
Ging sie im Duft der Frühe
An Rinvals Blumenrand.
Ein leises Lüftchen ringelt'
Ihr wellenströmend Haar,
Und durch die Erlen hallte
Ihr Liedchen süß und klar.

Ich lag in Kleegedüften
Am blaubeblümten Bach;
Ich bebt' empor und schaute
Dem edeln Mädchen nach.
Verzeuch, verzeuch, du Holde!
Dein Blick ist lieb und gut.
Auch ich bin deutsch und edel,
Ein Jüngling fromm und gut.

Sie wandte sich, sie säumte,
Sie winkte freundlich mir;
Froh ihres Blicks und Winkes,
Flog ich entzückt zu ihr.
Erhaben stand und heilig
Vor mir das hohe Weib.
Ich aber schlang vertraulich
Den Arm um ihren Leib.

Ich hab' das edle Mädchen
An meiner Hand geführt;
Ich bin mit ihr am Staden
Des Bachs hinab spatziert.
Ich hab' sie liebgewonnen.
Ich weiß, sie ist mir gut.
Drum sey mein Lied ihr eigen,
Ihr eigen Gut und Blut.Ich hab' ein Mädchen funden
Sanft, edel, deutsch und gut.
Ihr Blick ist mild und glänzend,
Wie Abendsonnengluth,
Ihr Haar wie Sommerweben,
Ihr Auge veilchenblau.
Dem Rosenkelch der Lippen
Entquillt Gesang wie Thau.

Ihr Bau ist hoch und herrlich.
Ihr Wuchs wie tief im Hayn
Der Birke schlanke Schönheit,
Ihr Busen schwanenrein.
Im hohen Schwanenbusen
Klopft ihr ein edel Herz,
Das kennt nicht Zwang noch Launen,
Nicht freche Lust noch Schmerz.

In Dustra's grüner Wildniß,
Am klaren Rinval-Fluß
Wallt einsam und verlohren
Des holden Mädchens Fuß.
Sie schwebt dahin. Ein Kränzchen
Schmückt ihr das Haar. Es schmückt
Ein Strauß den hohen Busen,
Den sie im Thau gepflückt.

Das Mädchen hab' ich funden.
Im keuschen Frühgewand
Ging sie im Duft der Frühe
An Rinvals Blumenrand.
Ein leises Lüftchen ringelt'
Ihr wellenströmend Haar,
Und durch die Erlen hallte
Ihr Liedchen süß und klar.

Ich lag in Kleegedüften
Am blaubeblümten Bach;
Ich bebt' empor und schaute
Dem edeln Mädchen nach.
Verzeuch, verzeuch, du Holde!
Dein Blick ist lieb und gut.
Auch ich bin deutsch und edel,
Ein Jüngling fromm und gut.

Sie wandte sich, sie säumte,
Sie winkte freundlich mir;
Froh ihres Blicks und Winkes,
Flog ich entzückt zu ihr.
Erhaben stand und heilig
Vor mir das hohe Weib.
Ich aber schlang vertraulich
Den Arm um ihren Leib.

Ich hab' das edle Mädchen
An meiner Hand geführt;
Ich bin mit ihr am Staden
Des Bachs hinab spatziert.
Ich hab' sie liebgewonnen.
Ich weiß, sie ist mir gut.
Drum sey mein Lied ihr eigen,
Ihr eigen Gut und Blut.

 

Ludwig Gotthard Kosegarten
Stich von Johann Heinrich Lips
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Der Pfarrer Ludwig Gotthard Kosegarten veröffentlichte 1777 verfasstes Gedicht Hulda 1778 in Thränen und Wonnen. Von dem Verfasser der Melancholien. Ein Digitalisat dieses Gedichtbandes kann bei Google online recherchiert werden. S. 55ff.

"Zu Wotenik bei Demmin, im Rosenmond 1777"

1803 erschien es leicht verändert unter dem Titel Das Finden in der Neuesten Auflage seiner Poesieen Band 2, Berlin. Ein Digitalisat dieses Gedichtbandes kann ebenfalls bei Google online recherchiert werden. S. 52ff.

Mit Dustras grüner Wildnis und Rinval-Fluss sind Rügen und ein von Kosegarten sogenannter Fluss gemeint. 1.1 & 1.2

Staden ist ein altes Wort für Ufer, welches heute hauptsächlich in Süddeutschland verwendet wird.

Zur Musik

Komponiert: 25. Juni 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 1848
Originaltonart:  B - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  G - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Morten Solvik beschreibt in den Jahren 1997 und 1999 in einem online erschienenen Artikel die Möglichkeit, dass Schubert mit den 20 Liedern, die 1815 auf Gedichte von Kosegarten entstanden, einen ersten Liederzyklus schreiben wollte. Ähnlich wie acht Jahre später Die schöne Müllerin2.1

Zu diesem Zyklus gehören laut Morten Solvik die folgenden Lieder:

Huldigung D 240
Alles um Liebe D 241
3 Von Ida D 228
Die Erscheinung D 229 
Das Finden D 219 
6 Idens Nachtgesang D 227 
7 Die Sterne D 313 
Nachtgesang D 314 
Die Täuschung D 230 
10 Das Sehnen D 231 
11 Die Mondnacht D 238 
12 Abends unter der Linde D 237 
13 Das Abendrot D 236
14 Geist der Liebe D 233 
15 Der Abend D 221 
16 Idens Schwanenlied D 317 
17 Schwangesang D 318 
18 Luisens Antwort D 319 
19 An Rosa I D 315 
20 An Rosa II D 316

Schubert vertonte insgesamt 22 Texte von Kosegarten. Zählt man alle Fassungen dazu, liegen uns heute 24 Vertonungen vor. 14 Lieder entstanden zwischen 25. Juni und 27. Juli 1815. 7 Lieder an nur einem Tag: den 19. Oktober 1815. Nur An die untergehende Sonne wurde erst 1817 geschrieben.

Im Erstdruck und in späteren Drucken (abgesehen von der alten Gesamtausgabe 1894) erscheinen vom Gedicht nur die erste und letzte Strophe unter den Noten. Wir haben uns daher ebenfalls entschlossen, nur diese beiden Strophen aufzunehmen.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Österreichische Nationalbibliothek

Die Veröffentlichung besorgte 1848 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 42 | Verlagsnummer 8819

Zwei Manuskripte des Liedes liegen in der Österreichischen Nationalbibliothek. Eines kann direkt, das andere auf schubert-online.at online recherchiert werden.

Die Erstveröffentlichung besorgte A. Diabelli & Co. als Nachlass-Lieferung 42

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 42 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 02 № 85
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 08
Friedlaender Edition  Bd. 6 » 032
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 7 » 76

Erstdruck PDF Thumbnail Originalversion des Liedes PDF Thumbnail
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