Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier
Aufnahme: Mittwoch, 07. August 2013 | Berlin
Liedtext
Von allen schönen Waaren,
Zum Markte hergefahren,
Wird keine mehr behagen
Als die wir euch getragen
Aus [fremden{Schubert: fernen}] Ländern bringen.
O höret, was wir singen!
Und seht die schönen Vögel,
Sie stehen zum Verkauf.
Zuerst beseht den großen,
Den lustigen, den losen:
Er hüpfet leicht und munter,
Von Baum und Busch herunter;
Gleich ist er wieder droben;
Wir wollen ihn nicht loben.
O seht den muntern Vogel!
Er steht hier zum Verkauf.
Betrachtet nun den kleinen!
Er will bedächtig scheinen,
Und doch ist er der lose,
So gut als wie der große;
Er zeiget meist im Stillen
Den allerbesten Willen.
Der lose kleine Vogel,
Er steht hier zum Verkauf.
O seht das kleine Täubchen,
Das liebe Turtelweibchen.
Die Mädchen sind so zierlich,
Verständig und manierlich;
Sie mag sich gerne puzen,
Und eure Liebe nuzen.
Der kleine zarte Vogel,
Er steht hier zum Verkauf.
Wir wollen sie nicht loben,
Sie stehn zu allen Proben.
Sie lieben sich das Neue;
Doch über ihre Treue
Verlangt nicht Brief und Siegel;
Sie haben alle Flügel.
Wie artig sind die Vögel!
Wie reizend ist der Kauf!
Zum Text
Goethe schrieb den Text als Fortsetzung des Librettos von Schikaneder für die Zauberflöte von Mozart. Sein Gedicht erschien 1796 unter dem Titel Die Liebesgötter auf dem Markte im Musen-Almanach fürs Jahr 1796, Herausgeber Johann Heinrich Voß, Hamburg. 1.1
Zur Musik
Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 48 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige seiner vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es Schubert nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2
Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.
Schubert war 18 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
Das zweite Liederheft für Goethe stellte Schubert laut Revisionsbericht der AGA unter dem Titel Lieder von Goethe componirt von Franz Schubert folgendermaßen zusammen:
Sehnsucht D 123
Wer kauft Liebesgötter D 261
Trost in Tränen D 120
Der Gott und die Bajadere D 254
Nachtgesang D 119
Sehnsucht D 310
Mignon D 321
Bundeslied D 258
Tischlied D 234
An den Mond D 259
Der Rattenfänger D 255
Der Sänger D 149
Es wurde in drei Teile geteilt. Teil I liegt in der Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien, Teil II und Teil III liegen in der Bibliothèque nationale de France, Paris. Alle Autographe können als Digitalisat online recherchiert werden.
Erstes Liederheft für Goethe -> Link zu Rastlose Liebe, erste Fassung D 138
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien
Die Veröffentlichung besorgte 1850 Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 47 | Verlagsnummer 8836
Wie bereits oben erwähnt findet sich ein Manuskript als Digitalisat in der Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien. Es kann online recherchiert werden.
Die Erstveröffentlichung besorgte A. Diabelli et Comp. Wien, VN 8836 als Nachlass-Lieferung 47
Noten
Originalversion des Liedes
Quellen
2.1Österreichische Nationalbibliothek, Digitalisierte Sammlungen, Musenalmanach fürs Jahr 1796, Johann Heinrich Voß, Verlag Carl Ernst Bohn, Hamburg, S. 42ff.
3.1Gülke, Peter: Goethes »Versäumnisse«, in: Blog Klassik Stiftung Weimar, 08. September 2015
3.2Windmeißer, Renate: Neue Chance für Schubert, in: BR Klassik, Was heute geschah, 24. April 2018
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Wer kauft Liebesgötter
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne