Trost in Tränen

D 120 Nachlass

Johann Wolfgang von Goethe 1749 - 1832

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Freitag, 18. Juli 2008 | Berlin

Liedtext

Wie kommt's, daß du so traurig bist,
Da alles froh erscheint?
Man sieht dir's an den Augen an,
Gewiß du hast geweint.

Und hab' ich einsam auch geweint,
So ist's mein [eigner{Schubert Autograph: eigen}] Schmerz,
Und Thränen fließen gar so süß,
Erleichtern mir das Herz.

Die frohen Freunde laden dich,
O!  komm an unsre Brust!
Und was du auch [verlohren{Schubert Autograph: verloren}] hast,
[Vertraue]2 den Verlust.

Ihr lärmt und rauscht und ahnet nicht,
Was mich den Armen quält.
Ach nein, [verlohren{Schubert Autograph: verloren}] hab' ich's nicht,
So sehr es mir auch fehlt.

So raffe denn dich eilig auf,
Du bist ein junges Blut.
In deinen Jahren hat man Kraft
Und zum Erwerben Muth.

Ach nein! erwerben kann ich's nicht,
Es steht mir gar zu fern.
Es weilt so hoch, es blinkt so schön,
Wie droben jener Stern.

Die Sterne, die begehrt man nicht,
Man freut sich ihrer Pracht,
Und mit Entzücken blickt man auf
In jeder heitern Nacht.

Und mit Entzücken blick' ich auf,
So manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich,
So lang' ich weinen mag.

Johann Wolfgang von Goethe
Ölgemälde 1834 von Johann Josef Schmeller
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Johann Wolfgang von Goethe veröffentlichte sein Gedicht gemeinsam mit Christoph Martin Wieland im Taschenbuch auf das Jahr 1804 bei der Cotta’schen Buchhandlung Tübingen. Ein Digitalisat dieses Buches findet sich in der Österreichischen Nationabibliothek und kann online studiert werden. Das Gedicht steht auf Seite 115-116. In dieser Version trägt das Gedicht keine Anführungszeichen. In der 1827 erschienenen Ausgabe von Goethe's Werken: Vollständige Ausgabe letzter Hand, Erster Band, Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cottaschen Buchhandlung, 1827, Seite 96-97 ist der Text mit Anführungszeichen gesetzt.

Zur Musik

Komponiert: 30. November 1814
Veröffentlichung (angezeigt): 9. Oktober 1835
Originaltonart:  D - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1814

Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 48 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige seiner vertonten Gedichte durch eine Sendung von Joseph von Spaun erhielt, gelang es Schubert nicht, mit den Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2

Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Vieles davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.

Schubert war 17 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Das zweite Liederheft für Goethe stellte Schubert laut Revisionsbericht der AGA unter dem Titel Lieder von Goethe componirt von Franz Schubert folgendermaßen zusammen:

Sehnsucht D 123
Wer kauft Liebesgötter D 261
Trost in Tränen D 120
Der Gott und die Bajadere D 254
Nachtgesang D 119
Sehnsucht D 310
Mignon D 321
Bundeslied D 258
Tischlied D 234
An den Mond D 259
Der Rattenfänger D 255
Der Sänger D 149

Es wurde in drei Teile geteilt. Teil I liegt in der Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien, Teil II und Teil III liegen in der Bibliothèque nationale de France, Paris. Alle Autographe können als Digitalisat online recherchiert werden.

Erstes Liederheft für Goethe -> Link zu Rastlose Liebe, erste Fassung D 138

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1835 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 25 | Verlagsnummer 5029

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 25 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 9. Oktober 1835 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 01 № 33
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 07
Friedlaender Edition  Bd. 2 » 230
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 6 » 2

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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