Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Holger Berndsen - Klavier

Aufnahme: Dienstag, 01. September 2015 | München

Liedtext

In allen guten Stunden,
Erhöht von Lieb' und Wein,
Soll dieses Lied verbunden
Von uns gesungen sein!
Uns hält der Gott zusammen,
Der uns [hierher]1.1 gebracht.
Erneuert unsre Flammen,
Er hat sie angefacht.

So glühet fröhlich heute,
Seid recht von Herzen eins!
Auf, trinkt erneuter Freude
Dieß Glas des echten Weins!
Auf, in der holden Stunde
Stoßt an, und küsset treu,
Bei jedem neuen Bunde,
Die alten wieder neu!

Wer lebt in unserm Kreise,
Und lebt nicht selig drin?
Genießt die freie Weise
Und treuen Brudersinn!
So bleibt durch alle Zeiten
Herz Herzen zugekehrt;
Von keinen Kleinigkeiten
Wird unser Bund gestört.

Uns hat ein Gott gesegnet
Mit freiem Lebensblick,
Und alles, was begegnet,
Erneuert unser Glück.
Durch Grillen nicht gedränget,
Verknickt sich keine Lust;
Durch Zieren nicht geenget,
Schlägt freier unsre Brust.

Mit jedem Schritt wird weiter
Die rasche Lebensbahn,
Und heiter, immer heiter
Steigt unser Blick hinan.
Uns wird es nimmer bange,
Wenn alles steigt und fällt,
Und bleiben lange, lange!
Auf ewig so gesellt.

1.1 Schubert: "hieher"

Johann Wolfgang von Goethe
Ölgemälde 1834 von Johann Josef Schmeller
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Goethes Gedicht findet sich in der von Anton Strauss herausgegebenen Ausgabe von Goethe's sämmtliche Schriften (mit Kupfern) 7.8 Gedichte. Ein Digitalisat der Ausgabe liegt in der Österreichischen Nationalbibliothek und kann dort online recherchiert werden. Das Bundeslied steht auf S. 54f. 1.1

Über die ursprüngliche Bedeutung dieses als Hochzeitslied verfassten Gedichts , seine Bedeutung als Freimauererlied und seine spätere Funktion als Landeshymne kann man sich auf den Seiten von freimaurer-wiki.de informieren. 1.2

Zur Musik

Komponiert: 19. August 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 1887
Originaltonart:  B - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 47 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige von Schuberts vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es dem Jüngeren nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2

Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.

Schubert war 18 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb. Im Manuskript schreibt er zwar nur eine Strophe, aber er setzt Wiederholungszeichen und verlangt damit, dass auch die restlichen Strophen gesungen seien.

Das zweite Liederheft für Goethe stellte Schubert laut Revisionsbericht der AGA unter dem Titel Lieder von Goethe componirt von Franz Schubert folgendermaßen zusammen:

Sehnsucht D 123
Wer kauft Liebesgötter D 261
Trost in Tränen D 120
Der Gott und die Bajadere D 254
Nachtgesang D 119
Sehnsucht D 310
Mignon D 321
Bundeslied D 258
Tischlied D 234
An den Mond D 259
Der Rattenfänger D 255
Der Sänger D 149

Es wurde in drei Teile geteilt. Teil I liegt in der Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien, Teil II und Teil III liegen in der Bibliothèque nationale de France, Paris. Alle Autographe können als Digitalisat online recherchiert werden.

Erstes Liederheft für Goethe -> Link zu Rastlose Liebe, erste Fassung D 138

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1887 Joseph Weinberger & Hofbauer in Bisher unbekannte und unveröffentlichte Compositionen von Franz Schubert, Heft II in Wien | Verlagsnummer 30

Zur Veröffentlichung

Deckblatt 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 03 № 115
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 08
Bärenreiter Urtext Edition

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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