Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 28. August 2013 | Berlin

Liedtext

Was zieht mir das Herz so?
Was zieht mich hinaus?
Und windet und schraubt mich
Aus Zimmer und Haus?
Wie dort sich die Wolken
[Um{Schubert: Am}] Felsen verziehn!
Da möcht' ich hinüber,
Da möcht' ich wohl hin!

Nun wiegt sich der Raben
Geselliger Flug;
Ich mische mich drunter
Und folge dem Zug.
Und Berg und Gemäuer
Umfittigen wir;
Sie weilet da drunten;
Ich spähe nach ihr.

Da kommt sie und wandelt;
Ich eile sobald
Ein singender Vogel
[Zum buschigen{Schubert: "Im buschigten"}] Wald.
Sie weilet und horchet
Und lächelt mit sich:
"Er singet so lieblich
Und singt es an mich."

Die scheidende Sonne
[Verguldet{Schubert: "vergüldet"}] die Höhn;
Die sinnende Schöne
Sie läßt es [geschehn{Schubert: "geschehen"}].
Sie wandelt am Bache
Die Wiesen entlang,
Und finster und finstrer
Umschlingt sich der Gang;

Auf einmal erschein' ich
Ein blinkender Stern.
"Was glänzet da droben,
So nah und so fern?"
Und hast du mit Staunen
Das Leuchten erblickt;
Ich lieg dir zu Füßen,
Da bin ich beglückt!

Johann Wolfgang von Goethe
Ölgemälde 1834 von Johann Josef Schmeller
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Goethe veröffentlichte sein 1801 geschriebenes Gedicht gemeinsam mit Wieland im Taschenbuch auf das Jahr 1804 bei der Cotta’schen Buchhandlung Tübingen. Ein Digitalisat dieses Buches findet sich in der Österreichischen Nationabibliothek und kann online studiert werden. Das Gedicht steht auf Seite 117. 1.1

Zur Musik

Komponiert: 7. Dezember 1814
Veröffentlichung (angezeigt): 23. Juni 1842
Originaltonart:  G - Dur
Liedform: Solokantate
Aufnahmetonart:  F - Dur
Schuberts Wohnort 1814

Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 48 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige seiner vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es Schubert nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2

Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.

Schubert war 17 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Das zweite Liederheft für Goethe stellte Schubert laut Revisionsbericht der AGA unter dem Titel Lieder von Goethe componirt von Franz Schubert folgendermaßen zusammen:

Sehnsucht D 123
Wer kauft Liebesgötter D 261
Trost in Tränen D 120
Der Gott und die Bajadere D 254
Nachtgesang D 119
Sehnsucht D 310
Mignon D 321
Bundeslied D 258
Tischlied D 234
An den Mond D 259
Der Rattenfänger D 255
Der Sänger D 149

Es wurde in drei Teile geteilt. Teil I liegt in der Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien, Teil II und Teil III liegen in der Bibliothèque nationale de France, Paris. Alle Autographe können als Digitalisat online recherchiert werden.

Erstes Liederheft für Goethe -> Link zu Rastlose Liebe, erste Fassung D 138

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1842 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 37 | Verlagsnummer 7415

Das Manuskript von T. 1-13 (durchgestrichen) befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus. Ein Digitalisat ist online verfügbar.
T14.-Schluss findet sich ebenfalls in der Wienbibliothek im Rathaus. Ein Digitalisat ist online verfügbar.
Eine Reinschrift findet sich ebenfalls in der Wienbibliothek im Rathaus. Ein Digitalisat ist online verfügbar.

Die zweite Veröffentlichung in der originalen Tonart besorgte Josef Weinberger und Hofbauer 1887: 4.3

Sehnsucht D 123 (Goethe),
Der Gott und die Bajadere  D 254 (Goethe),
Bundeslied D 258 (Goethe)

Nach dem Original-Manuscript revidirt von Professor Heinrich von Bocklet

Die erste Veröffentlichung einen Ton tiefer als das Manuskript besorgte Ant. Diabelli und Comp. als Nachlass 37

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 37 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 23. Juni 1842 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 01 № 35
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 07
Friedlaender Edition  Bd. 6 » 10

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