Der Rattenfänger

D 255 Nachlass

Johann Wolfgang von Goethe 1970 - 1970

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Dienstag, 16. Dezember 2008 | Berlin

Liedtext

Ich bin der wohlbekannte Sänger,
Der viel gereiste Rattenfänger,
Den diese [altberühmte{Schubert: alt berühmte}] Stadt
Gewiß besonders nöthig hat.
Und wären's Ratten noch so viele,
Und wären [Wieseln{Schubert: Wiesel}] mit im Spiele,
Von allen säubr' ich diesen Ort,
Sie müssen mit einander fort.

Dann ist der gut gelaunte Sänger
Mitunter auch ein Kinderfänger,
Der selbst die wildesten bezwingt,
Wenn er die goldnen Mährchen singt.
Und wären Knaben noch so trutzig,
Und wären Mädchen noch so stutzig,
In meine Saiten greif ich ein,
Sie müssen alle hinter drein.

Dann ist der vielgewandte Sänger
Gelegentlich ein Mädchenfänger;
In keinem Städtchen langt er an,
Wo er's nicht mancher angethan.
Und wären Mädchen noch so blöde,
Und wären Weiber noch so spröde,
Doch allen wird so liebebang
Bey Zaubersaiten und Gesang.

(Von Anfang.)

 

Johann Wolfgang von Goethe
Ölgemälde 1834 von Johann Josef Schmeller
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Das Gedicht Der Rattenfänger von Goethe wurde erstmals im Taschenbuch auf das Jahr 1804 veröffentlicht. Es steht dort auf S. 148f. Ein Digitalisat des Erstdrucks kann online abgerufen werden. 1.1

Zur Musik

Komponiert: 19. August 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 1850
Originaltonart:  G - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  F - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 48 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige seiner vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es Schubert nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2

Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.

Schubert war 17 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Das zweite Liederheft für Goethe stellte Schubert laut Revisionsbericht der AGA unter dem Titel Lieder von Goethe componirt von Franz Schubert folgendermaßen zusammen:

Sehnsucht D 123
Wer kauft Liebesgötter D 261
Trost in Tränen D 120
Der Gott und die Bajadere D 254
Nachtgesang D 119
Sehnsucht D 310
Mignon D 321
Bundeslied D 258
Tischlied D 234
An den Mond D 259
Der Rattenfänger D 255
Der Sänger D 149

Es wurde in drei Teile geteilt. Teil I liegt in der Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien, Teil II und Teil III liegen in der Bibliothèque nationale de France, Paris. Alle Autographe können als Digitalisat online recherchiert werden.

Erstes Liederheft für Goethe -> Link zu Rastlose Liebe, erste Fassung D 138

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Bibliothèque nationale de France

Die Veröffentlichung besorgte 1850 Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 47 | Verlagsnummer 8836

Wie bereits erwähnt findet sich ein Manuskript als Digitalisat in der Bibliothèque nationale de France, Paris. Es kann online recherchiert werden.

Die Erstveröffentlichung besorgte A. Diabelli et Comp. Wien, VN 8836 als Nachlass-Lieferung 47

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 47 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 03 № 112
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 08
Friedlaender Edition  Bd. 6 » 54
Bärenreiter Urtext Edition

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