Lied der Mignon

Vierte Bearbeitung

D 877 Opus 62 - 4

Johann Wolfgang von Goethe 1749 - 1832

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Freitag, 18. Juli 2008 | Berlin

Liedtext

Nur wer die Sehnsucht kennt
Weiß, was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude
Seh ich an's Firmament
Nach jener Seite.
Ach, der mich liebt und kennt,
Ist in der Weite.
Es schwindelt mir, es brennt
Mein Eingeweide.
Nur wer die Sehnsucht kennt
Weiß, was ich leide!

Johann Wolfgang von Goethe
Ölgemälde 1834 von Johann Josef Schmeller
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Das Lied der Mignon Nur wer die Sehnsucht kennt stammt, ebenso wie die Figur Mignon selbst aus Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre. Es findet sich in der Erstausgabe auf den Seiten 265-266 im 11. Kapitel des vierten Buches von Band 2. Die Erstausgabe kann online studiert werden. Als Einlage liegt dieser Veröffentlichung eine Komposition von Johann Friedrich Reichardt bei, den Goethe sehr schätzte. Sie ist zweistimmung und mit Diskant und Bass zu singen. 1.1
Der Band enthält extra eine Anweisung an den Buchbinder, wie diese Noten einzuheften sind:

Nachricht an den Buchbinder. Die von dem Hrn. Capellmeiſter Reichard componirten Lieder werden ſo eingeheftet, daß man ſie von der Rechten zur Linken aufſchlägt:
Zu Seite 7. Kennſt du das Land, Zu S. 265. Nur wer die Sehnſucht kennt

Folgende Texte aus Goethes Buch Wilhelm Meisters Lehrjahre wurden von Schubert vertont:

Band 1, 2. Buch, Kap. XI
Der Sänger D 149
Band 1, 2. Buch, Kap. XIII
Wer nie sein Brot mit Tränen aß D 478/2
Band 1, 2. Buch, Kap. XIII
Wer sich der Einsamkeit ergibt D 325, D 478/1
Band 2, 3. Buch, Kap. I
Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn D 321
Band 2, 4. Buch, Kap. XI
Nur wer die Sehnsucht kennt D 310, D 359, D 481, D 656 (Quintett), D 877/1 (Duett), D 877/4
Band 3, 5. Buch, Kap. XIV
An die Türen will ich schleichen D 478/3
Band 3, 5. Buch, Kap. XVI
Heiß mich nicht reden, heiß mich schweigen D 726, D877/2
Band 4, 8. Buch, Kap. II
So laßt mich scheinen, bis ich werde D 469, D 727, 877/3

Zur Musik

Komponiert: Januar 1826
Veröffentlichung (angezeigt): 2. März 1827
Originaltonart:  a - moll
Liedform: A-B-A'
Aufnahmetonart:  g - moll
Schuberts Wohnort 1826

Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 48 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige seiner vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es Schubert nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2

Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.

Der Anfang des hier aufgenommenen Liedes der Mignon Nur wer die Sehnsucht kennt wurde von Schubert schon einmal verwendet beim Lied Ins stille Land D. 403.

Schubert war gerade 29 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1827 A. Diabelli & Co. in Wien als Opus 62 - 4 | Verlagsnummer 2253

Ein Autograph dieses Liedes liegt in der Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek.

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 62 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 2. März 1827 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 08 № 488
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 03
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 2 » 150

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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