Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier
Aufnahme: Montag, 15. Dezember 2008 | Berlin
Liedtext
An die Thüren will ich schleichen,
[Still{Schubert (Erste Version): "Fromm"}] und sittsam will ich stehn;
[Fromme{Goethe (1795 Edition): "Frommer"}] Hand wird Nahrung reichen;
Und ich werde weiter gehn.
Jeder wird sich glücklich scheinen,
Wenn mein Bild vor ihm erscheint;
Eine Thräne wird er weinen,
Und ich weiß nicht was er weint.
Zum Text
Das Lied des Harfners An die Türen will ich schleichen stammt, ebenso wie die Figur des Harfenspielers selbst aus Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre. Es findet sich in der Erstausgabe auf den Seiten 346 im 14. Kapitel des fünften Buches von Band 3. Die Erstausgabe kann online studiert werden.
Folgende Texte aus Goethes Buch Wilhelm Meisters Lehrjahre wurden von Schubert vertont:
Band 1, 2. Buch, Kap. XI
Der Sänger D.149
Band 1, 2. Buch, Kap. XIII
Wer nie sein Brot mit Tränen aß D.478/2
Band 1, 2. Buch, Kap. XIII
Wer sich der Einsamkeit ergibt D.325, D.478/1
Band 2, 3. Buch, Kap. I
Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn D. 321
Band 2, 4. Buch, Kap. XI
Nur wer die Sehnsucht kennt D.310, D.359, D.481, D.656 (Quintett), D.877/1 (Duett), D.877/4
Band 3, 5. Buch, Kap. XIV
An die Türen will ich schleichen D.478/3
Band 3, 5. Buch, Kap. XVI
Heiß mich nicht reden, heiß mich schweigen D.726, D877/2
Band 4, 8. Buch, Kap. II
So laßt mich scheinen, bis ich werde D.469, D.727, 877/3
Zur Musik
Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 47 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige von Schuberts vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es dem Jüngeren nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2
Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.
Franz Schubert war 19, als er den Text zum ersten Mal vertonte. Zum Zeitpunkt der Drucklegung und Erstellung der zweiten Fassung war er 25 Jahre alt.
Die drei Harfner-Lieder wurden als kleiner Zyklus konzipiert und auch als solcher veröffentlicht. Sie stehen alle in derselben Tonart und schließen aneinander an.
Gesang des Harfners I
Gesang des Harfners II
Gesang des Harfners III
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Die Veröffentlichung besorgte 1822 Cappi und Diabelli in Wien als Opus 12 - 3 | Verlagsnummer 1161
Die Erstveröffentlichung besorgte Cappi und Diabelli, Wien, VN 1161, als op. 12
Noten
Originalversion des Liedes
Quellen
2.1Gülke, Peter: Goethes »Versäumnisse«, in: Blog Klassik Stiftung Weimar, 08. September 2015
2.2Windmeißer, Renate: Neue Chance für Schubert, in: BR Klassik, Was heute geschah, 24. April 2018
4.1 Österreichische Nationalbibliothek, Digitalisierte Sammlungen Erstdruck, Signatur: SH.Schubert.64
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Gesänge des Harfners aus Wilhelm Meister Nr. 3
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne