Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 17. April 2013 | Berlin

Liedtext

[Ich{Schubert Erstdruck & AGA: Mir}] träumt', ich war ein Vögelein,
Und flog auf ihren [Schooß{Schubert Erstdruck & AGA: Schoss}],
Und zupft' ihr, um nicht [laß{Schubert Erstdruck: lapp}] zu [seyn{Schubert Erstdruck & AGA: sein}],
Die [Busenschleifen{Schubert Erstdruck: Busenschleife}] los.
Und flog, mit [gaukelhaftem{Schubert Erstdruck: gaukelhaften}] Flug,
Dann auf die [weiße{Schubert Erstdruck & AGA: weisse}] Hand,
Dann wieder auf das Busentuch,
Und pickt' am rothen Band.

Dann schwebt' ich auf ihr blondes Haar,
Und zwitscherte vor Lust,
Und ruhte, wann ich müde war,
An ihrer [weißen{Schubert Erstdruck & AGA: weissen}] Brust.
Kein Veilchenbett' im Paradies
Geht diesem Lager vor.
Wie schlief sich's da so [süß{Schubert Erstdruck & AGA: süss}], so [süß{Schubert Erstdruck & AGA: süss}],
[Auf{Schubert Erstdruck & AGA: An}] ihres Busens Flor!

Sie spielte, wie ich tiefer sank,
Mit leisem Fingerschlag,
Der mir durch Leib und Leben drang,
Mich frohen Schlummrer wach;
Sah mich so wunderfreundlich an,
Und [bot{Schubert Erstdruck: both}] den Mund mir dar,
[Daß{Schubert Erstdruck & AGA: Dass}] ich es nicht beschreiben kann,
Wie froh, wie froh ich war.

Da trippelt' ich auf einem Bein,
Und hatte so mein Spiel,
Und spielt' ihr mit dem Flügelein
Die rothe Wange kühl.
Doch ach! kein Erdenglück besteht,
[Es sey Tag{Schubert Erstdruck: Tag sei es}] oder Nacht!
Schnell war mein süßer Traum verweht,
Und ich war aufgewacht.

Ludwig Christoph Heinrich Hölty
Stahlstich von Johann Christian Benjamin Gottschick
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Ludwig Christoph Heinrich Hölty muss ein ungeheuer wissbegieriger Mensch gewesen sein. Schon als kleiner Junge las er alles, was er in die Hände bekam. Man sagt, er sei ein sehr hübscher Junge gewesen. Jedoch wurde er von Blattern entstellt genau in der Woche, in der auch seine Mutter an Schwindsucht starb. Er selbst durfte kaum 28 Jahre alt werden, als auch ihn die Schwindsucht hinweg raffte. 1.1

Die vorliegende Ballade schrieb Hölty 1775. Unter dem gleichnamigen Titel Ballade erschien sie 1776 im Hamburger Musenalmanach (poetische Blumenlese) herausgegeben von Johann Heinrich Voss auf S. 230f.

Digitalisat des Erstdrucks Österreichische Nationalbibliothek

Weitere Veröffentlichungen:
Mit dem Titel Der Traum im Gedichtband aus dem Jahr 1804 auf Seite 175.

Hölty, Ludwig Christoph Heinrich, and Bauer, Bernhard Philipp Verleger. Ludw. Heinr. Ch. Hölty's Gedichte. Neueste Auflage ed. Wien: Bey B. Ph. Bauer, 1816 S.39

Zur Musik

Komponiert: 17. Juni 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 1865
Originaltonart:  A - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  F - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Schubert hat in seinen beiden produktivsten Jahren 1815 und 1816, zählt man alle laut Deutsch-Verzeichnis vorliegenden Lieder, Fassungen, Bearbeitungen und Entwürfe zusammen, insgesamt 40 mal Texte von Hölty vertont.
Unter diesen Vertonungen findet sich unter anderem eines der bekanntesten Schubertlieder - die Seligkeit D433.

Die Textänderungen in Schuberts Version stammen augenscheinlich aus dem Abdruck der Ballade im Gedichtband von Bauer aus dem Jahr 1816, sodass man davon ausgehen darf, dass Schubert eben diesen Gedichtband in Händen hielt, als er Höltys Text in Musik fasste.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1865 Spina in Wien als Opus 172 - 1 | Verlagsnummer 16784

Die Erstveröffentlichung besorgte Carl Anton Spina als Nachlass op. 172 VN 16784

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 172 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 02 № 80
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 08
Friedlaender Edition  Bd. 6 » 96
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 7 » 66

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
Zurück zu den Liedern