Der Pilgrim

D 794 Opus 37 - 1

Friedrich von Schiller 1759 - 1805

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Samstag, 25. August 2012 | Berlin

Liedtext

Noch in meines Lebens Lenze
War ich und ich wandert' aus,
Und der Jugend frohe Tänze
Ließ ich des Vaters Haus.

All mein Erbtheil, meine Habe
Warf ich fröhlich glaubend hin,
Und am leichten Pilgerstabe
Zog ich fort mit Kindersinn.

Denn mich trieb ein mächtig Hoffen
Und ein dunkles Glaubenswort,
Wandle riefs, der Weg ist offen,
Immer nach dem Aufgang fort.

Bis zu einer goldnen Pforten
Du gelangst, da gehst du ein,
Denn das Irdische wird dorten
Himmlisch unvergänglich seyn.

Abend wards und wurde Morgen,
Nimmer, nimmer stand ich still,
Aber immer bliebs verborgen,
Was ich suche, was ich will.

Berge lagen mir im Wege,
Ströme hemmten meinen Fuß,
Über Schlünde baut ich Stege,
Brücken durch den wilden Fluß.

Und zu eines Stroms Gestaden
Kam ich, der nach Morgen floß,
Froh vertrauend seinem Faden
[Werf{Schubert: "Warf"}] ich mich in seinen Schooß.

Hin zu einem großen Meere
Trieb mich seiner Wellen Spiel,
Vor mir liegts in weiter Leere,
Näher bin ich nicht dem Ziel.

Ach kein Steg will dahin führen,
Ach der Himmel über mir
Will die Erde nie berühren,
Und das dort ist niemals hier.

Friedrich von Schiller
Ölgemälde ca. 1794 Ludovike Simanowiz
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Das Gedicht Der Pilgrim von Friedrich von Schiller wurde veröffentlicht im Jahr 1803 in Gedichte von Friederich Schiller. Zweyter Theil. Leipzig, bey Siegfried Lebrecht Crusius.. Es findet sich auf Seite 306ff..

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Weitere Veröffentlichungen:

Friedrich Schillers sämmtliche Werke. Zehnter Band. Enthält: Gedichte. Zweyter Theil. Wien, 1810, Seite 190f.

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Zur Musik

Komponiert: Mai 1823
Veröffentlichung (angezeigt): 28. Februar 1825
Originaltonart:  C - Dur
Liedform: A-A-B
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1823

Schubert und Schiller sind sich nie begegnet, denn Schubert war erst 8 Jahre und 3 Monate alt, als Schiller starb. Dennoch prägten die Ideale Schillers auf vielfältige Weise Schuberts Entwicklung zu einem genialen Tonsetzer und inspirierten ihn immer wieder zu Vertonungen.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Schubert fast 40 Texte von Schiller in Musik fasste. Dazu zählen die ersten uns bekannten Vertonungen ebenso wie einige der letzten, die er schrieb.
Zählt man alle Fragmente und Entwürfe zusammen, die heute laut Deutschverzeichnis bekannt sind, so kommt man auf nicht weniger als 77 Werke, die uns vorliegen. Die meisten entstanden in der Jugend Schuberts. Allein 66 Kompositionen in der Zeit zwischen 1811 und 1817. In dieser Zeit war Schubert zwischen 14 und 20 Jahre alt. Darunter finden sich so herrliche Stücke wie Gruppe aus dem Tartarus, Der Taucher, Sehnsucht, Die Götter Griechenlands oder Der Pilgrim.

Schubert schrieb am  31. März 1824 einen Brief an Leopold Kupelwieser, der zu dieser Zeit eine Reise nach Italien unternahm. Vielleicht entspringt das folgende Zitat aus diesem Brief der frühen Begeisterung Schuberts und seines Freundeskreises für Schillers Ideen zu ästhetischen Erziehung des Menschen.

Eine Schönheit soll den Menschen durch das ganze Leben begeistern – wahr ist es – doch soll der Schimmer dieser Begeisterung alles andere erhellen. 2.1

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Staatsbibliothek zu Berlin, preussischer Kulturbesitz

Die Veröffentlichung besorgte 1825 Cappi & Co. in Wien als Opus 37 - 1 | Verlagsnummer 71

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 37 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 28. Februar 1825 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 07 № 432
Friedlaender Edition  Bd. 4 » 24
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 2 » 29

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