Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Holger Berndsen - Klavier
Aufnahme: Montag, 25. März 2024 | Saarbrücken
Liedtext
Nein, länger werd' ich diesen Kampf nicht kämpfen,
Den Riesenkampf der Pflicht.
Kannst du des Herzens Flammentrieb nicht dämpfen,
So {S}fodre{S fordre}, Tugend, dieses Opfer nicht.
Geschworen hab' ich's, ja ich hab's geschworen,
Mich selbst zu bändigen.
Hier ist dein Kranz, er sey auf ewig mir verloren,
Nimm ihn zurück und laß mich sündigen.
Zerrissen sey, was wir bedungen haben,
Sie liebt mich – deine Krone sey verscherzt.
Glückselig, wer in Wonnetrunkenheit begraben,
So leicht wie ich den tiefen Fall verschmerzt.
Sie sieht den Wurm an meiner Jugend Blume nagen
Und meinen Lenz entflohn,
Bewundert still mein heldenmüthiges Entsagen
Und großmuthsvoll beschließt sie meinen Lohn.
Mistraue, schöne Seele, dieser Engelgüte,
Dein Mitleid waffnet zum Verbrechen mich.
Giebt's in des Lebens unermeßlichem Gebiete
Giebt's einen andern schönern Lohn als dich?
Als das Verbrechen, das ich ewig fliehen wollte?
Tyrannisches Geschick!
Der einz'ge Lohn, der meine Tugend krönen sollte,
Ist meiner Tugend letzter Augenblick!
Zum Text
Schiller veröffentlichte sein 1784 verfasstes Gedicht Der Kampf zum ersten Mal 1787 als wesentlich umfangreicheres Gedicht mit dem Titel Freigeisterei der Leidenschaft und dem Untertitel Als Laura vermählt war im Jahr 1782 im von ihm selbst herausgegebenen Buch Thalia im zweiten Heft.
Er schreibt darunter:
Ich habe umso weniger Anstand genommen, die zwey folgenden Gedichte, hier aufzunehmen, da ich von jedem Leser erwarten kann, er werde so billig seyn, eine Aufwallung der Leidenschaft nicht für ein philosophisches Sistem und die Verzweiflung eines erdichteten Liebhabers nicht für das Glaubensbekenntnis des Dichters anzusehen. Widrigenfalls möchte es übel um den dramatischen Dichter aussehen, dessen Intrigue selten ohne einen Bösewicht fortgeführt werden kann: und Milton und Klopstock müßten um so schlechtere Menschen seyn, je besser ihnen ihre Teufel glückten.
Schubert fand das Gedicht vielleicht 1816 in einem Band mit Schillers Gedichten.
Das Gedicht Der Kampf von Friedrich von Schiller wurde veröffentlicht im Jahr 1787 in Thalia. Herausgegeben von Schiller. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Leipzig, bey Georg Joachim Göschen. Es findet sich auf Seite 59ff..
Weitere Veröffentlichungen:
Friedrich von Schiller’s Gedichte. Erster Theil. (Mit des Dichters Biographie.) Wien, 1816. Bey Chr. Kaulfuß und C. Armbruster. Gedruckt bey Anton Strauß., 1816, Seite 126f.
Gedichte von Friederich Schiller. Erster Theil. Leipzig. bey Siegfried Lebrecht Crusius., 1800, Seite 279f.
Zur Musik
Schubert und Schiller sind sich nie begegnet, denn Schubert war erst 8 Jahre und 3 Monate alt, als Schiller starb. Dennoch prägten die Ideale Schillers auf vielfältige Weise Schuberts Entwicklung zu einem genialen Tonsetzer und inspirierten ihn immer wieder zu Vertonungen.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Schubert fast 40 Texte von Schiller in Musik fasste. Dazu zählen die ersten uns bekannten Vertonungen ebenso wie einige der letzten, die er schrieb.
Zählt man alle Fragmente und Entwürfe zusammen, die heute laut Deutschverzeichnis bekannt sind, so kommt man auf nicht weniger als 77 Werke, die uns vorliegen. Die meisten entstanden in der Jugend Schuberts. Allein 66 Kompositionen in der Zeit zwischen 1811 und 1817. In dieser Zeit war Schubert zwischen 14 und 20 Jahre alt. Darunter finden sich so herrliche Stücke wie Gruppe aus dem Tartarus, Der Taucher, Sehnsucht, Die Götter Griechenlands oder Der Pilgrim.
Schubert schrieb am 31. März 1824 einen Brief an Leopold Kupelwieser, der zu dieser Zeit eine Reise nach Italien unternahm. Vielleicht entspringt das folgende Zitat aus diesem Brief der frühen Begeisterung Schuberts und seines Freundeskreises für Schillers Ideen zu ästhetischen Erziehung des Menschen.
Eine Schönheit soll den Menschen durch das ganze Leben begeistern – wahr ist es – doch soll der Schimmer dieser Begeisterung alles andere erhellen. 2.1
Die vorliegende Vertonung schrieb Schubert im Alter von 20 Jahren. Die erste Aufführung des Liedes fand am 6. Dez. 1827, Musikverein, Wien statt. Gesungen wurde es von dem Bassisten Johann Karl Schoberlechner, der auch einige Lieder der Winterreise in Wien uraufführte.
- An den Frühling – Erste Bearbeitung D 283 – Opus: 172 Nr: 5
- An den Frühling – Zweite Bearbeitung - Erste Fassung D 587
- An Emma – Dritte Fassung D 113
- An Emma – Zweite Fassung D 113
- An Emma – Erste Fassung D 113
- Das Geheimnis – Zweite Bearbeitung D 793
- Das Geheimnis D 250
- Das Mädchen aus der Fremde – Erste Bearbeitung D 117
- Das Mädchen aus der Fremde – Zweite Bearbeitung D 252
- Der Alpenjäger – Zweite Fassung D 588 – Opus: 37 Nr: 2
- Der Jüngling am Bache – Erste Bearbeitung D 30
- Der Jüngling am Bache – Dritte Bearbeitung - Zweite Fassung D 638 – Opus: 87 Nr: 3
- Der Jüngling am Bache – Zweite Bearbeitung D 192
- Der Pilgrim – Zweite Fassung D 794 – Opus: 37 Nr: 1
- Der Taucher – Zweite Fassung D 77
- Der Taucher – Erste Fassung D 77
- Des Mädchens Klage – Zweite Bearbeitung - Zweite Fassung D 191 – Opus: 58 Nr: 3
- Die Bürgschaft D 246
- Die vier Weltalter D 391 – Opus: 111 Nr: 3
- Dithyrambe – Zweite Bearbeitung D 801 – Opus: 60 Nr: 2
- Elysium D 584
- Gruppe aus dem Tartarus – Zweite Bearbeitung D 583 – Opus: 24 Nr: 1
- Hektors Abschied – Zweite Fassung D 312 – Opus: 58 Nr: 1
- Hektors Abschied – Erste Fassung D 312
- Hoffnung – Zweite Bearbeitung D 637 – Opus: 87 Nr: 2
- Leichenfantasie D 7
- Pflicht und Liebe – Fragment D 467
- Räuberlied D 435
- Ritter Toggenburg D 397
- Sehnsucht – Erste Bearbeitung D 52
- Sehnsucht – Zweite Bearbeitung - Dritte Fassung D 636 – Opus: 39
- Thekla: Eine Geisterstimme – Zweite Bearbeitung - Erste Fassug D 595
- Thekla: Eine Geisterstimme – Zweite Bearbeitung - Zweite Fassung D 595 – Opus: 88 Nr: 2
- Thekla: Eine Geisterstimme – Erste Bearbeitung D 73
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Die Veröffentlichung besorgte 1829 Josef Czerny in Wien als Opus 110 | Verlagsnummer 334
Noten
Originalversion des Liedes


Quellen
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Der Kampf
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne