Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier
Aufnahme: Mittwoch, 15. Mai 2013 | Berlin
Liedtext
Sie konnte mir kein Wörtchen sagen,
Zu viele Lauscher waren wach,
Den Blick nur [durft{Schubert Erstdruck: durft'}] ich schüchtern fragen,
Und wohl verstand ich was er sprach.
[Leis{Schubert Erstdruck: Leis'}] [schleich{Schubert Autograph & Erstdruck: komm}] ich her in deine Stille,
Du schön belaubtes [Buchenzelt{Schubert Autograph: Buchengrün}],
Verbirg in deiner grünen Hülle
Die Liebenden dem [Aug{Schubert Erstdruck: Aug'}] der Welt.
Von Ferne mit [verworrnem{Schubert Erstdruck: verworr'nem}] Sausen
Arbeitet der [geschäftge{Schubert Erstdruck: geschäft'ge}] Tag,
Und durch der Stimmen hohles Brausen
[Erkenn{Schubert Erstdruck: Erkenn'}] ich schwerer Hämmer Schlag.
So sauer ringt die kargen Loose
Der Mensch dem harten Himmel ab;
Doch leicht erworben, aus dem [Schoose{Schubert Erstdruck: Schoosse}]
Der Götter fällt das Glück herab.
[Daß{Schubert Erstdruck: Dass}] ja die Menschen nie es hören,
Wie treue [Lieb' uns{Schubert Erstdruck: Liebe}] still beglückt!
Sie können nur die Freude stören,
Weil Freude nie sie selbst [entzückt{Schubert Erstdruck: entzieht}].
Die Welt wird nie das Glück erlauben,
Als Beute wird es nur gehascht,
Entwenden musst du's oder rauben,
[Eh{Schubert Erstdruck: Eh'}] dich die [Mißgunst{Schubert Erstdruck: Missgunst}] überrascht.
[Leis{Schubert Erstdruck: Leis'}] auf den [Zähen kommts{Schubert Erstdruck: Zehen kommt's}] geschlichen,
Die Stille liebt es und die Nacht,
Mit schnellen Füßen [ists{Schubert Erstdruck: ist's}] entwichen,
Wo des Verräthers Auge wacht.
O schlinge dich, du sanfte Quelle,
Ein breiter Strom um uns herum,
Und drohend mit empörter Welle
Vertheidige [dieß{Schubert Erstdruck: dies]} Heiligthum.
Zum Text
Schiller veröffentlichte sein 1797 verfasstes Gedicht Geheimniß zum ersten Mal im von ihm selbst herausgegebenen Musen-Almanach für das Jahr 1798 auf S. 299f. 1.1
Zur Musik
Schubert und Schiller sind sich nie begegnet, denn Schubert war erst 8 Jahre und 3 Monate alt, als Schiller starb. Dennoch prägten die Ideale Schillers auf vielfältige Weise Schuberts Entwicklung zu einem genialen Tonsetzer und inspirierten ihn immer wieder zu Vertonungen.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Schubert fast 40 Texte von Schiller in Musik fasste. Dazu zählen die ersten uns bekannten Vertonungen ebenso wie einige der letzten, die er schrieb.
Zählt man alle Fragmente und Entwürfe zusammen, die heute laut Deutschverzeichnis bekannt sind, so kommt man auf nicht weniger als 77 Werke, die uns vorliegen. Die meisten entstanden in der Jugend Schuberts. Allein 66 Kompositionen in der Zeit zwischen 1811 und 1817. In dieser Zeit war Schubert zwischen 14 und 20 Jahre alt. Darunter finden sich so herrliche Stücke wie Gruppe aus dem Tartarus, Der Taucher, Sehnsucht, Die Götter Griechenlands oder Der Pilgrim.
Schubert schrieb am 31. März 1824 einen Brief an Leopold Kupelwieser, der zu dieser Zeit eine Reise nach Italien unternahm. Vielleicht entspringt das folgende Zitat aus diesem Brief der frühen Begeisterung Schuberts und seines Freundeskreises für Schillers Ideen zu ästhetischen Erziehung des Menschen.
Eine Schönheit soll den Menschen durch das ganze Leben begeistern – wahr ist es – doch soll der Schimmer dieser Begeisterung alles andere erhellen. 2.1
Die vorliegende Vertonung schrieb Schubert im Alter von 18 Jahren.
Schubert hatte vermutlich nicht vorgesehen, dass das Lied mit allen Strophen gesungen wird, denn üblicherweise setzt er dann am Ende eines Liedes mit mehreren Strophen Wiederholungszeichen. Außerdem ergibt sich gleich am Beginn der zweiten Strophe eine ungelenke Verschiebung der Betonung beim Wort "arbeitet", die Schubert so sicherlich nicht gewollt hat. Wir haben das Lied trotzdem der Vollständigkeit halber mit allen Strophen aufgenommen.
Eine weitere Bearbeitung dieses Textes entstand 1823 D 793 (veröffentlicht als op. 173 Nr. 2).
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien
Die Veröffentlichung besorgte 1872 J. P. Gotthard in Wien als Nachlass 1872 - 28 | Verlagsnummer 353
Manuskript in der Wienbibliothek im Rathaus
Die Veröffentlichung besorgte Johann Peter Gotthard 1872 in Wien, V.N.325-361 als
Neueste Folge nachgelassener Lieder und Gesänge von Franz Schubert
Johann Peter Gotthard schrieb folgende Worte zu seiner Veröffentlichung:
Noten
Originalversion des Liedes


Quellen
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Das Geheimnis
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne