Interpreten: Peter Schöne - Bariton
Aufnahme: |
Liedtext
Eh' die Sonne früh aufersteht,
Wenn aus dem dampfenden Meer
Herauf und herunter das Morgenroth weht,
Voranfährt mit dem leuchtenden Speer –
Flattern Vöglein dahin und daher,
Singen fröhlich die Kreuz und die Quer,
Ein Lied, ein jubelndes Lied.
Was freut, ihr Vöglein euch allzumal
So herzig im wärmenden Sonnenstrahl?
»Wir freu'n uns, daß wir leben und sind,
Und daß wir luft'ge Gesellen sind.
Nach löblichem Brauch
Durchflattern wir fröhlich den Strauch;
Umweht vom lieblichen Morgenwind
Ergetzet die Sonne sich auch.«
Was sitzt ihr Vöglein [stumm{Schubert: so stumm}]und geduckt
Am Dach im moosigen Nest? –
»Wir sitzen, weil uns die Sonn' nicht [bekuckt{Werner 1813: beguckt];
Schon hat sie die Nacht in die Wellen geduckt:
Der Mond allein,
Der liebliche Schein,
Der Sonne lieblicher Widerschein,
Uns in der Dunkelheit [nicht{Schubert AGA&Autograph: nie}] verläßt,
Darob wir im Stillen uns freu'n.«
O Jugend, kühlige Morgenzeit!
Wo wir, die Herzen geöffnet und weit,
Mit raschem und erwachendem Sinn
Der Lebens-Frische uns erfreut,
Wohl flohst du dahin! – dahin! –
Wir Alten sitzen geduckt im Nest! –
Allein der liebliche Widerschein
Der Jugendzeit,
Wo wir im Frühroth uns erfreut,
Uns auch im Alter [nicht{Schubert NGA: nie}] verläßt –
Die stille sinnige Fröhlichkeit! –
Zum Text
Friedrich Ludwig Zacharias Werner veröffentlichte 1803 im Verlag bei Johann Daniel Sander, Berlin 1803 sein dramatisches Gedicht Die Söhne des Thales veröffentlicht. Im ersten Teil Die Templer auf Cypern steht das hier vertonte Gedicht im fünften Auftritt auf Seite 30, gesungen von Philipp (mit Gartenarbeit beschäftigt, – singt. (sic!))
In der Österreichischen Nationalbibliothek kann ein Digitalisat dieses Drucks angesehen werden.4
Zur Musik
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts: Gesellschaft der Musikfreunde Wien (Kein Zugang online möglich)
Die Veröffentlichung besorgte 1821 Cappi und Diabelli in Wien als Opus 4 - 2 | Verlagsnummer 773
In der Alten Gesamtausgabe (1895) wurde die erste Fassung, in der Neuen Gesamtausgabe (1970) die zweite Fassung veröffentlicht.
Die Erstausgabe besorgte Cappi und Diabelli als op. 4:
Der Wanderer von Schmidt v. Lübeck D 489
Morgenlied von Werner D 685
Wandrers Nachtlied von Goethe D 224
Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Piano=Forte, in Musik gesetzt, und Sr Excellenz dem hochgebornen und hochwürdigsten Herrn Johann Ladislav Pyrker v. Felsö-Eör in tiefer Ehrfurcht gewidmet von Franz Schubert.5
Aus der amtlichen Wiener Zeitung vom 29. Mai 18216
"Bey Cappi und Diabelli,
Kunst- und Musikhändler, Am Graben 1133
ist neu erschienen und zu haben:
Der Wanderer
von
Schmidt v. Lübeck.
Morgenlied von Werner, und Wanderers Nachtlied von Goethe.
Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte in Musik gesetzt von Franz Schubert.
4tes Werk. Preis 1fl.30fr. W.W.
Schäfers Klagelied, Heidenröslein, Jägers Abendlied und Meeresstille, von Goethe.
Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte in Musik gesetzt von Franz Schubert. 3tes Werk. Pr. 1fl. 30fr.
Durch die so häufige Nachfrage findet sich die Verlagshandlung veranlaßt, den Freunden des deutschen Liedes auch diese zwey Hefte vorzulegen. Schon die Wahl der Gedichte beweist das poetische Gemüth des Tonsetzers; aber die Art, mit welcher er dichterische Meisterwerke auffaßt und musikalisch wiedergibt, verbürgt das ausgezeichnete Genie des jungen Künstlers."
Noten
Quellen
5 Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung, Digitalisierte Sammlungen, Erstdrucke, Signatur: SH.<mark>Schubert</mark>.22 MUS MAG
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Morgenlied
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne