An Laura

als sie Klopstocks Auferstehungslied sang

D 115 Nachlass

Friedrich von Matthisson 1761 - 1831

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 10. Juni 2009 | Erfurt

Liedtext

Herzen, die gen Himmel sich erheben,
Tränen, die dem Auge still entbeben,
Seufzer, die den Lippen leis' entfliehn,
Wangen, die mit Andachtsglut sich malen,
Trunkne Blicke, die Entzückung strahlen,
Danken dir, o Heilverkünderin!

Laura! Laura! Horchend diesen Tönen,
Müssen Engelseelen sich verschönen,
Heilige den Himmel offen sehn,
Schwermutsvolle Zweifler sanfter klagen,
Kalte Frevler an die Brust sich schlagen,
Und wie Seraph Abbadona flehn!

Mit den Tönen des Triumphgesanges
Trank ich Vorgefühl des Überganges
Von der Grabnacht zum Verklärungsglanz!
Als vernähm' ich Engelmelodien,
Wähnt' ich dir, o Erde, zu entfliehen,
Sah' schon unter mir der Sterne Tanz!

Schon umatmete mich [Himmelsmilde{Schubert: "des Himmels Milde"}],
Schon begrüßt' ich jauchzend die Gefilde,
Wo des Lebens Strom durch Palmen fleußt!
Glänzend von der nähern Gottheit Strahle,
Wandelte durch Paradiesestale
Wonneschauernd mein entschwebter Geist!

Friedrich von Matthisson
Portrait von Christian Ferdinand Hartmann
Gleimhaus Halberstadt - CC BY-NC-SA

Zum Text

Friedrich von Matthisson schrieb sein Gedicht An Laura im Jahr 1783 im Alter von 22 Jahren. Es wurde zuerst im Musenalmanach auf das Jahr 1785 von Johann Heinrich Voß und Goeking veröffentlicht. Ein Digitalisat dieser Veröffentlichung kann online recherchiert werden. 1.1

Der Untertitel des Gedichtes lautet "als sie Klopstocks Auferstehungslied sang". Das berühmte Auferstehungslied von Friedrich Gottlieb Klopstock beginnt mit den Worten "Auferstehn, ja auferstehn wirst du". Das Gedicht trägt den Titel Die Auferstehung, Es wurde von Klopstock 1758 im ersten Teil seiner Geistlichen Lieder veröffentlicht und war in der Gesangsliteratur der evangelischen Kirche bis ins 20. Jahrhundert weit verbreitet.
Die bekannteste Vertonung schuf Gustav Mahler, als er die ersten beiden Strophen des Gedichts in seiner 2. Sinfonie vertonte.
Ein Digitalisat der Gedicht-Veröffentlichung findet man hier. 1.2

Der im Text An Laura vorkommende Abbadon ist eine mythologische Engelsfigur aus der Bibel, die ebenfalls von Klopstock in seinem fast 20000 Verse umfassenden religiösen Heldenepos "Der Messias" verwendet wird.
Der Engel taucht dort unter anderem im elften und dreizehnten Gesang mit den Titeln "Auferstehung der Toten" und "Auferstehung Jesu" auf. 

Weitere Ausgaben dieses Gedichtes:
1791 Matthisson, Auserlesene Gedichte, Seite 74. 1.3
1803 Matthisson, Gedichte, Seite 162 1.4
1810 Matthisson, Gedichte, Seite 155 1.5
1811 Matthisson Gedichte, Seite 11 1.6

Zur Musik

Komponiert: 7. Oktober 1814
Veröffentlichung (angezeigt): 1840
Originaltonart:  E - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  H - Dur
Schuberts Wohnort 1814

Auf dem Manuskript der Komposition ist von Schubert vermerkt, dass er es von 2. - 7. Oktober 1814 komponierte. Er war damals 17 Jahre alt.

Im April 1814 begann er eine ganze Reihe von Gedichten Matthissons zu vertonen. Fast alle Kompositionen stammen aus der Zeit zwischen 1814 und 1816. Am Ende werden es 32 Gedichte sein, die Schubert in Musik setzte, einige von ihnen mehrfach.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1840 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 31 | Verlagsnummer 6940

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 31 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 01 № 28
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 07
Friedlaender Edition  Bd. 5 » 173
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 5 » 142

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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