Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier
Aufnahme: Dienstag, 18. August 2009 | Erfurt
Liedtext
Im Felde schleich' ich still und wild,
Gespannt mein Feuerrohr.
Da schwebt so licht dein liebes Bild
Dein süßes Bild mir vor.
Du wandelst jetzt wohl still und mild
Durch Feld und liebes Thal,
Und ach mein schnell verrauschend Bild
Stellt sich dir's nicht einmal?
Des Menschen, der die Welt durchstreift
Voll Unmuth und Verdruß,
Nach Osten und nach Westen schweift,
Weil er dich lassen muß.
Mir ist es, denk' ich nur an dich,
Als in den Mond zu sehn;
Ein stiller Friede kommt auf mich,
Weiß nicht wie mir geschehn.
Zum Text
Das zugrundeliegende Gedicht wurde 1775/1776 von Goethe verfasst und Anfang 1776 in Der Teutsche Merkur auf Seite 8/9 unter dem Titel Jägers Nachtlied veröffentlicht. Die Literaturzeitschrift Der Teutsche Merkur wurde 1773 bis 1789 von Christoph Martin Wieland herausgegeben. Sie erschien vierteljährlich. 1.1
Zur Musik
Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 47 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige von Schuberts vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es dem Jüngeren nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2
Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.
Als Schubert dieses Lied schrieb, war er 18 Jahre alt.
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien
Die Veröffentlichung besorgte 1907 Eusebius Mandyczewski in Die Musik VI, 1906/07, Heft 7, Beilage, S. 2-3
Sehr interessant sind auch die begleitenden Bemerkungen von Mandyczewski, denn er vermutet, dass Schubert diese erste Bearbeitung bereits wieder vergessen hatte, als er seine zweite Bearbeitung desselben Textes nur ein Jahr später schuf. Angesichts der Fülle der Lieder (1815 waren es mehr als 150) scheint diese Annahme plausibel.
Quellen
1.1 Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960 ff, S. 69.
2.1Gülke, Peter: Goethes »Versäumnisse«, in: Blog Klassik Stiftung Weimar, 08. September 2015
2.2Windmeißer, Renate: Neue Chance für Schubert, in: BR Klassik, Was heute geschah, 24. April 2018
4.1 Die Musik by Schuster, Bernhard, 1870-1934, Berlin, M. Hesse
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Jägers Abendlied
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne