Jägers Abendlied

Erste Bearbeitung

D 215

Johann Wolfgang von Goethe 1749 - 1832

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 16. Juli 2008 | Berlin

Liedtext

Im Felde schleich' ich still und wild,
Gespannt mein Feuerrohr.
Da schwebt so licht dein liebes Bild
Dein süßes Bild mir vor.

Du wandelst jetzt wohl still und mild
Durch Feld und liebes Thal,
Und ach mein schnell verrauschend Bild
Stellt sich dir's nicht einmal?

Des Menschen, der die Welt durchstreift
Voll Unmuth und Verdruß,
Nach Osten und nach Westen schweift,
Weil er dich lassen muß.

Mir ist es, denk' ich nur an dich,
Als in den Mond zu sehn;
Ein stiller Friede kommt auf mich,
Weiß nicht wie mir geschehn.

Johann Wolfgang von Goethe
Ölgemälde 1834 von Johann Josef Schmeller
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Das zugrundeliegende Gedicht wurde 1775/1776 von Goethe verfasst und Anfang 1776 in Der Teutsche Merkur auf Seite 8/9 unter dem Titel Jägers Nachtlied veröffentlicht. Die Literaturzeitschrift Der Teutsche Merkur wurde 1773 bis 1789 von Christoph Martin Wieland herausgegeben. Sie erschien vierteljährlich. 1.1

Zur Musik

Komponiert: 20. Juni 1815
Veröffentlichung (angezeigt): Januar 1907
Originaltonart:  F - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 47 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige von Schuberts vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es dem Jüngeren nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2

Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.

Als Schubert dieses Lied schrieb, war er 18 Jahre alt.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1907 Eusebius Mandyczewski in Die Musik VI, 1906/07, Heft 7, Beilage, S. 2-3

Eine Abschrift des Autographs ist in der Wienbibliothek im Rathaus zu finden und kann online studiert werden.

Die Erstveröffentlichung besorgte Dr. Eusebius Mandyczewski in der Zeitschrift Die Musik, Serie IV, Heft 7, 1906/1907. Diese kann ebenfalls online studiert werden.

Sehr interessant sind auch die begleitenden Bemerkungen von Mandyczewski, denn er vermutet, dass Schubert diese erste Bearbeitung bereits wieder vergessen hatte, als er seine zweite Bearbeitung desselben Textes nur ein Jahr später schuf. Angesichts der Fülle der Lieder (1815 waren es mehr als 150) scheint diese Annahme plausibel.

Zur Veröffentlichung

Deckblatt 4.1

Noten

Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 01
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 1 » 209

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