Die Blumensprache

D 519 Opus 173 - 5

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 15. Mai 2013 | Berlin

Liedtext

Es deuten die Blumen des Herzens Gefühle,
Sie sprechen manch heimliches Wort;
Sie neigen sich traulich am schwankenden Stiele,
Als zöge die Liebe sie fort.
Sie bergen verschämt sich im deckenden Laube,
Als hätte verrathen der Wunsch sie dem Raube.

Sie deuten im leise bezaubernden Bilde
Der Frauen, der Mägdelein Sinn;
Sie deuten, das Schöne, die Anmuth, die Milde,
Sie deuten des Lebens Gewinn:
Es hat mit der Knospe, so heimlich verschlungen,
Der Jüngling die Perle der Hoffnung gefunden.

Sie weben der Sehnsucht, des Harmes Gedanken
Aus Farben ins duftige Kleid.
Nichts frommen der Trennung gehässige Schranken,
Die Blumen verkünden das Leid.
Was laut nicht der Mund, der bewachte, darf sagen,
Das waget die Huld sich in Blumen zu [klagen{Schubert Manuskript: Erste Wiederholung - sagen}].

Sie winken in lieblich gewunden Kränzen
Die Freude zum festlichen Kreis,
Wenn flatternd das ringelnde Haar sie umglänzen,
Dem Bacchus, der Venus zum Preis;
Denn arm sind der Götter erfreuende Gaben,
Wenn Leier und Blumen das Herz nicht erlaben

Zum Text

Das Gedicht erschien im Taschenbuch zum geselligen Vergnügen auf das Jahr 1805. Herausgegeben von Wilhelm Gottlieb Becker in Leipzig. Da es mit Pl. signiert ist, geht man davon aus, dass es gegebenfalls von Eduard Platner (1786 - 1860) geschrieben wurde, der in der Zeit zwischen 1803 und 1810 auch als Lyriker in Erscheinung trat und aus Leipzig stammt. Einige seiner Gedichte wurden u.a. im Taschenbuch zum geselligen Vergnügen 1810 abgedruckt. 

Dagegen spricht allerdings, dass es im Taschenbuch 1805 noch ein weiteres Gedicht mit dem Signum Pl. gibt, das den Titel Heimath trägt und das "Schweizerland" zum Inhalt hat. Eduard Platner war jedoch nie in der Schweiz. Wegen dieses zweiten Gedichtes wäre es denkbar, dass das Gedicht von Anton Plattner stammt, der in Zirl geboren wurde und in Brixen starb. Anton Plattner war der Natur innig verbunden.

Peter Rastl weist jedoch in seinem Buch über Schuberts Liedtexte darauf hin, dass bereits 1804 ein dramatischen Gedicht mit dem Titel Phantasien auf Rügen im Taschenbuch erschien, das ebenfalls die Signatur Pl. enthielt.

Pl. steht schlussendlich für Pseudolus und momentan bleibt es wohl ein Rätsel, wer dieses Gedicht verfasst hat.

Digitalisat Phantasien auf Rügen

Link zum Erstdruck des Gedichtes Blumensprache

Zur Musik

Komponiert: Oktober 1817
Veröffentlichung (angezeigt): 1867
Originaltonart:  B - Dur
Liedform: A-B-A'
Aufnahmetonart:  As - Dur
Schuberts Wohnort 1817

Das Lied scheint wie eine Vorstudie zur Liebesbotschaft aus dem Schwanengesang zu sein. Sowohl Duktus der Klavierbegleitung als auch Sprachrhythmus der Melodieführung ähneln einander.

Schubert vertont nur die ersten drei Strophen und zwar als mehr oder weniger durchkomponiertes Lied. Daher könnte man davon ausgehen, dass ihm nur diese drei Strophen vorlagen.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1867 Spina in Wien als Opus 173 - 5 | Verlagsnummer 19178

Das Manuskript des Liedes liegt in der Sibley Music Library New York.

Die Erstausgabe besorgte 1867 Carl Anton Spina in Wien k.k. Hof- u. pr. Kunst- u. Musikalienhandlung, VN 19, 174-79

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 173 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 05 № 299
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 11
Friedlaender Edition  Bd. 6 » 120

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail
Zurück zu den Liedern