Der liebliche Stern

D 861 Nachlass

Ernst Schulze 1789 - 1817

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Holger Berndsen - Klavier

Aufnahme: Samstag, 04. August 2018 | Nürnberg

Liedtext

Ihr Sternlein, still in der Höhe,
Ihr Sternlein, spielend im Meer,
Wenn ich von ferne daher
So freundlich euch leuchten sehe,
So wird mir von Wohl und Wehe
[Mein{Schubert: "Der"}] Busen so bang und so schwer.

Es zittert von Frühlingswinden
Der Himmel im flüssigen Grün;
Manch Sternlein sah ich entblühn,
Manch Sternlein sah ich entschwinden;
Doch kann ich das schönste nicht finden,
Das früher dem Liebenden schien.

Nicht kann ich zum Himmel mich schwingen,
Zu suchen den freundlichen Stern;
Stets hält ihn die Wolke mir fern!
Tief unten da möcht' es gelingen,
Das friedliche Ziel zu erringen!
Tief unten da ruht' ich so gern!

Was wiegt ihr im laulichen Spiele,
Ihr Lüftchen, den [schwankenden{Schubert (Neue Gesamtausgabe): "wogenden"}] Kahn?
O treibt ihn auf [rauherer{Schubert (Neue Gesamtausgabe): "rauhere"}] Bahn
Hernieder in's Wogengewühle!
Laßt tief in der wallenden Kühle
Dem lieblichen Sterne mich nahn!

Ernst Schulze
Stahlstich von Ernst Ludwig Riepenhausen
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Die von Schubert vertonten Gedichte stammen aus Schulzes Poetischem Tagebuch, das er vom 29. Juni 1813 bis zum 17. Februar 1817 führte.

Das vorliegende Gedicht wurde 1819 unter dem Titel Am 28sten April 1814 in Ernst Schulze's sämmtliche poetische Schriften Band 3 bei Brockhaus Leipzig veröffentlicht. S. 63

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Die von Schubert verwendete Ausgabe dürfte die Neue Ausgabe dieser Bände Sämmtliche poetische Werke von Ernst Schulze aus dem Jahr 1822 sein. Dort findet sich das Gedicht auf S. 64

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Schulze veröffentlichte 1818 sein Versepos Die bezauberte Rose, welches ihn schnell in den Kreisen der Romantiker bekannt machte. Auch Schubert und seine Freunde lasen es und Schubert, der mit dem Gedanken spielte, aus der bezauberten Rose eine Oper zu machen, bat Bauernfeld um ein Libretto.1.2
Franz von Schober ließ sich möglicherweise von der 41. Stanze dieses Werkes zu seinem Gedicht An die Musik inspirieren. Die Verse von Schulze lauten:

Du holde Kunst melodisch süßer Klagen,
Du tönend Lied aus sprachlos finsterm Leid,
Du spielend Kind, das oft aus schönern Tagen
In unsre Nacht so duft'ge Blumen streut,
Ach, ohne dich vermöcht' ich nie zu tragen,
Was feindlich längst mein böser Stern mir beut!
Wenn Wort und Sinn in Liebe freundlich klingen,
Dann flattert leicht der schwere Gram auf Schwingen.

Ein Manuskript des Textes liegt in der Wienbibliothek im Rathaus.

Zur Musik

Komponiert: Dezember 1825
Veröffentlichung (angezeigt): 4. Januar 1832
Originaltonart:  G - Dur
Liedform: A-B-A-B
Aufnahmetonart:  F - Dur

Schubert vertonte neun Gedichte von Ernst Schulze. Ein weiteres blieb lediglich Fragment.

Die Titel für seine Lieder wählte Schubert selbst.
(Die Originaltitel der Gedichte stehen in Klammern)

Der liebliche Stern D 861 (Am 28sten April 1814)
Im Walde D 834 (Im Walde hinter Falkenhagen. Den 22sten Julius 1814)
Auf der Bruck D 853 (Auf der Bruck. Den 25sten Julius 1814)
Um Mitternacht D 862 (Am 5ten März 1815, Nachts um 12 Uhr)
Im Frühling D 882 (Am 31sten März 1815)
Lebensmut D 883 (Am 1ten Aprill 1815)
An mein Herz D 860 (Am 23sten Januar 1816)
Über Wildemann D 884 (Ueber Wildemann, einem Bergstädtchen am Harz. Den 28sten April 1816)
Tiefes Leid, auch Im Januar 1817 D 876 (Am 17ten Januar 1817)

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts:

Die Veröffentlichung besorgte 1832 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 13 | Verlagsnummer 4013

Ein Teil des Manuskripts wurde 1923 bei Karl Ernst Henrici in Berlin versteigert. Den Eintrag dazu findet man im Auktionskatalog 81 Nr. 309 vom 12.-13. Feburar 1923. In diesem Katalog findet sich auch ein Faksimile des Liedes Hoffnung D  295.

Die Erstausgabe besorgte A. Diabelli & Co. als VN 4013

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 13 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 4. Januar 1832 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 08 № 486
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 13
Friedlaender Edition  Bd. 3 » 140

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