An mein Herz

D 860 Nachlass

Ernst Schulze 1789 - 1817

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Samstag, 25. August 2012 | Berlin

Liedtext

O Herz, sey endlich stille!
Was schlägst du so unruhvoll?
Es ist ja des Himmels Wille,
Daß ich sie lassen soll!

Und gab auch dein junges Leben
Dir nichts als Wahn und Pein;
Hat's ihr nur Freude gegeben,
So mag's verloren seyn!

Und wenn sie auch nie dein Lieben
Und nie dein Leiden verstand,
So bist du doch treu geblieben,
Und Gott hat's droben erkannt.

Wir wollen es muthig ertragen,
So lang nur die Thräne noch rinnt,
Und träumen von schöneren Tagen,
Die lange vorüber sind.

Und siehst du die Blüthen erscheinen,
Und singen die Vögel umher,
So magst du wohl heimlich weinen,
Doch klagen sollst du nicht mehr.

Gehn doch die ewigen Sterne
Dort oben mit goldenem Licht
Und lächeln so freundlich von ferne,
Und denken doch unser nicht.

 

Ernst Schulze
Stahlstich von Ernst Ludwig Riepenhausen
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Die von Schubert vertonten Gedichte stammen aus Schulzes Poetischem Tagebuch, das er vom 29. Juni 1813 bis zum 17. Februar 1817 führte.

Das vorliegende Gedicht wurde 1819 unter dem Titel Am 23sten Januar 1816 in Ernst Schulze's sämmtliche poetische Schriften Band 3 bei Brockhaus Leipzig veröffentlicht. S. 121f.

Digitalisat online

Die von Schubert verwendete Ausgabe dürfte die Neue Ausgabe dieser Bände Sämmtliche poetische Werke von Ernst Schulze aus dem Jahr 1822 sein. Dort findet sich das Gedicht auf S. 123f.

Digitalisat online

Schulze veröffentlichte 1818 sein Versepos Die bezauberte Rose, welches ihn schnell in den Kreisen der Romantiker bekannt machte. Auch Schubert und seine Freunde lasen es und Schubert, der mit dem Gedanken spielte, aus der bezauberten Rose eine Oper zu machen, bat Bauernfeld um ein Libretto.1.1
Franz von Schober ließ sich möglicherweise von der 41. Stanze dieses Werkes zu seinem Gedicht An die Musik inspirieren. Die Verse von Schulze lauten:

Du holde Kunst melodisch süßer Klagen,
Du tönend Lied aus sprachlos finsterm Leid,
Du spielend Kind, das oft aus schönern Tagen
In unsre Nacht so duft'ge Blumen streut,
Ach, ohne dich vermöcht' ich nie zu tragen,
Was feindlich längst mein böser Stern mir beut!
Wenn Wort und Sinn in Liebe freundlich klingen,
Dann flattert leicht der schwere Gram auf Schwingen.

Ein Manuskript des Textes liegt in der Wienbibliothek im Rathaus.

Zur Musik

Komponiert: Dezember 1825
Veröffentlichung (angezeigt): 4. Januar 1832
Originaltonart:  a - moll
Liedform: durchkomponiert
Aufnahmetonart:  g - moll

Schubert vertonte neun Gedichte von Ernst Schulze. Ein weiteres blieb lediglich Fragment.

Die Titel für seine Lieder wählte Schubert selbst.
(Die Originaltitel der Gedichte stehen in Klammern)

Der liebliche Stern D 861 (Am 28sten April 1814)
Im Walde D 834 (Im Walde hinter Falkenhagen. Den 22sten Julius 1814)
Auf der Bruck D 853 (Auf der Bruck. Den 25sten Julius 1814)
Um Mitternacht D 862 (Am 5ten März 1815, Nachts um 12 Uhr)
Im Frühling D 882 (Am 31sten März 1815)
Lebensmut D 883 (Am 1ten Aprill 1815)
An mein Herz D 860 (Am 23sten Januar 1816)
Über Wildemann D 884 (Ueber Wildemann, einem Bergstädtchen am Harz. Den 28sten April 1816)
Tiefes Leid, auch Im Januar 1817 D 876 (Am 17ten Januar 1817)

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1832 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 13 | Verlagsnummer 4013

Eine Abschrift befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund in der Sammlung Otto Taussig.

Die Erstausgabe besorgte A. Diabelli & Co. als VN 4013 

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 13 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 4. Januar 1832 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 08 № 485
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 13
Friedlaender Edition  Bd. 5 » 73

Erstdruck PDF Thumbnail Originalversion des Liedes PDF Thumbnail
Zurück zu den Liedern