Der Goldschmiedsgesell

D 560 Nachlass

Johann Wolfgang von Goethe 1749 - 1832

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Montag, 15. Dezember 2008 | Berlin

Liedtext

Es ist doch meine Nachbarinn
Ein allerliebstes Mädchen!
Wie früh ich in der Werkstatt bin,
Blick' ich nach ihrem Lädchen.

Zu Ring' und Kette poch' ich dann
Die feinen goldnen Drähtchen.
Ach! denk' ich, wann? und wieder, wann?
Ist solch ein Ring für Käthchen?

Und thut sie erst die Schaltern auf,
Da kommt das ganze Städtchen
Und feilscht und wirbt mit hellem Hauf
Um's Allerley im Lädchen.

Ich feile; wohl zerfeil' ich dann
Auch manches goldne [Drähtchen{Schubert Autograph&Erstdruck: Drätchen}].
Der Meister brummt, der harte Mann!
Er merkt, es war das Lädchen.

Und flugs wie nur der Handel still,
Gleich greift sie nach dem Rädchen.
Ich [weiß{Schubert Erstdruck: weiss}] wohl, was sie spinnen will:
Es hofft das liebe Mädchen.

Das kleine [Füßchen{Schubert Erstdruck: Füsschen}] tritt und tritt:
Da denk' ich mir das Wädchen,
Das Strumpfband denk' ich auch wohl mit,
Ich schenkt's dem lieben Mädchen.

Und nach den Lippen führt der Schatz
Das allerfeinste Fädchen.
O wär ich doch an seinem Platz,
Wie [küßt'{Schubert Erstdruck: küsst'}]] ich mir das Mädchen!

Goethe's Werke Band 1, gedruckt bei Anton Strauss, Wien 1816

Johann Wolfgang von Goethe
Ölgemälde 1834 von Johann Josef Schmeller
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Das Gedicht steht in Goethe's Werken Band 1, gedruckt bei Anton Strauss, Wien 1816 auf Seite 37f. Ein Digitalisat ist auf den Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek online abrufbar.

Es findet sich ebenfalls in Goethe's Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Erster Band, Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cotta'schen Buchhandlung, 1827, S. 35f. Als Digitalisat ist es bei hathitrust.org abrufbar.

 

Zur Musik

Komponiert: Mai 1817
Veröffentlichung (angezeigt): 1850
Originaltonart:  F - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  F - Dur
Schuberts Wohnort 1817

Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 47 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige von Schuberts vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es dem Jüngeren nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1

1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2

Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.

Schubert war 20 Jahr alt, als er dieses Lied schrieb. Das Vorspiel stammt vermutlich nicht von ihm, denn es steht nicht im Autograph. Außerdem verwendet Schubert im Autograph nur die Strophen 1, 4-7. Die Strophen 2-3 ließ er aus.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Bibliothèque nationale de France

Die Veröffentlichung besorgte 1850 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 48 | Verlagsnummer 8837

Ein Autograph befindet sich in der Bibliothèque nationale de France Paris. Das Digitalisat kann online studiert werden.

Die Erstveröffentlichung besorgte A. Diabelli et Comp. als Nachlass-Lieferung 48, VN 8837

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 48 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 03 № 122
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 11
Friedlaender Edition  Bd. 6 » 66

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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