Das Heimweh

D 851 Opus 79 - 1

Johann Ladislaus Pyrker 1772 - 1847

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Ralph Neubert - Klavier

Aufnahme: Dienstag, 14. Juni 2011 | Erfurt

Liedtext

Ach! der Gebirgssohn hängt mit kindlicher Lieb' an der Heimath;
Wie den Alpen geraubt hinwelket die Blume, so welkt er
Ihr entrissen dahin. – Stets sieht er die trauliche Hütte,
Die ihn gebar, im hellen Grün umduftender Matten;
Sieht das dunkele Föhrengehölz, die ragende Felswand
Über ihm, und noch Berg' auf Berg', in erschütternder Hoheit
Aufgethürmt, und glühend im Rosenschimmer des Abends.
Immer schwebt es ihm vor, verdunkelt ist alles um ihn her!

Ängstlich horcht er; [ihn{Schubert: ihm}] däucht: Er höre das Muhen der Kühe
Von dem nahen Gehölz und hoch von den Alpen herunter
Glöcklein klingen; [ihn{Schubert: ihm}]  däucht, er höre das Rufen der Hirten,
Oder ein Lied der Sennerinn, die, mit umschlagender Stimme,
Freudig zum Wiederhall aufjauchzt Melodien des Alplands!
Immer tönt es ihm nach; ihn fesselt der lachenden Ebnen
Anmuth nicht, er fliehet der Städt' einengenden Mauern
Einsam, und schaut aufweinend vom Hügel die heimischen Berge;
Ach! ... es zieht ihn dahin mit unwiderstehlicher Sehnsucht! –

Johann Ladislaus Pyrker
Miniatur von August Grahl
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Schubert erhielt das Gedicht handschriftlich von Pyrker.

Das Gedicht Das Heimweh von Johann Ladislaus Pyrker wurde veröffentlicht im Jahr 1820 in Tunisias Ein Heldengedicht in zwölf Gesängen von Johann Ladislav Pyrker Wien, 1820 Bey Carl Ferdinand Beck Gedruckt bey Anton Strauß.. Es findet sich auf Seite 141f..

Digitalisat online

Weitere Veröffentlichungen:

Tunisias Ein Heldengedicht in zwölf Gesängen von Johann Ladislav Pyrker Dritte, durchaus verbesserte, und mit Anmerkungen versehene Ausgabe Wien, 1826 Bey Carl Ferdinand Beck Gedruckt bey Anton Strauß., 1826, Seite 141f.

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Zur Musik

Komponiert: August 1825
Veröffentlichung (angezeigt): 16. Mai 1827
Originaltonart:  a - moll
Liedform: A-B-A'
Aufnahmetonart:  g - moll
Schuberts Wohnort 1825

Johann Ladislaus Pyrker wurde mit Schubert um das Jahr 1820 bekannt und bewunderte und verehrte den damals noch unbekannten Komponisten.
Schubert dankte ihm diese Verehrung, indem er ihm das Liederheft op. 4 widmete und Pyrker schrieb am 18. Mai 1821 aus Venedig an Schubert

Hochzuverehrender Herr!
Ihren gütigen Antrag, mir das vierte Heft Ihrer unvergleichlichen Lieder zu dediciren, nehme ich mit desto größerem Vergnügen an, als es mir nun öfters jenen Abend in das Gedächtniß zurückrufen wird, wo ich durch die Tiefe Ihres Gemüthes – insbesondere auch in den Tönen Ihres Wanderers ausgesprochen – so sehr ergriffen ward! Ich bin stolz darauf, mit Ihnen ein und demselben Vaterlande anzugehören und verharre mit größter Hochachtung

Ihr ergebenster
Johann L. Pyrker m.p.
Patriarch.

und schenkte Schubert, wenn man Otto Erich Deutsch glauben darf 12 Dukaten für die Widmung seines Liederheftes. 2.1

Auch das vorliegende Lied wurde Pyrker bei der Veröffentlichung gewidmet. Schubert schrieb es 1825 in Bad Gastein, wo er mit Sicherheit mit Pyrker (der jedes Jahr in Bad Gastein weilte) zusammentraf.

 

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Staatsbibliothek zu Berlin, preussischer Kulturbesitz

Die Veröffentlichung besorgte 1827 Tobias Haslinger in Wien als Opus 79 - 1 | Verlagsnummer 5027

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 79 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 16. Mai 1827 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 08 № 478
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 03
Friedlaender Edition  Bd. 7 » 64

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