Der Musensohn

Zweite Fassung

D 764 Opus 92 - 1

Johann Wolfgang von Goethe 1749 - 1832

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Dienstag, 03. Februar 2009 | Erfurt

Liedtext

Durch Feld und Wald zu schweifen,
Mein Liedchen wegzupfeifen,
So geht's von Ort zu Ort!
Und nach dem Takte reget
Und nach dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.

Ich kann sie kaum erwarten,
Die erste Blum' im Garten,
Die erste Blüt' am Baum.
Sie grüßen meine Lieder,
Und kommt der Winter wieder,
Sing ich noch jenen Traum.

Ich sing ihn in der Weite,
Auf Eises Läng' und Breite,
Da blüht der Winter schön!
Auch diese Blüte schwindet,
Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höhn.

Denn wie ich bei der Linde
Das junge Völkchen finde,
Sogleich erreg ich sie.
Der stumpfe Bursche bläht sich,
Das steife Mädchen dreht sich
Nach meiner Melodie.

Ihr gebt den Sohlen Flügel
Und treibt durch Tal und Hügel
Den Liebling weit von Haus.
Ihr lieben, holden Musen,
Wann ruh ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?

Johann Wolfgang von Goethe
Ölgemälde 1834 von Johann Josef Schmeller
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Den Musensohn schrieb Goethe 1799. 

Das Gedicht Der Musensohn von Johann Wolfgang von Goethe wurde veröffentlicht im Jahr 1800 in Göthe's neue Schriften beim Verlag Unger, Berlin. Es findet sich auf Seite 6.

Digitalisat online

Zur Musik

Komponiert: Dezember 1822
Veröffentlichung (angezeigt): 11. Juli 1828
Originaltonart:  G - Dur
Liedform: A-B-A'
Aufnahmetonart:  E - Dur
Schuberts Wohnort 1822

Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 47 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige von Schuberts vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es dem Jüngeren nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2

Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.

Schubert war 25 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Staatsbibliothek zu Berlin, preussischer Kulturbesitz

Die Veröffentlichung besorgte 1828 M.J.Leidesdorf in Wien als Opus 92 - 1 | Verlagsnummer 1014

 

 

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 92 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 11. Juli 1828 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 07 № 416
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 05
Friedlaender Edition  Bd. 1 » 253
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 3 » 146

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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