Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Ralph Neubert - Klavier
Aufnahme: Dienstag, 14. Juni 2011 | Erfurt
Liedtext
[Dieses Tauris?{Schubert: "Ist dies Tauris,"}] wo der Eumeniden
Wut zu stillen, [Pythius{Schubert: "Pythia"}] versprach?
Weh, die Schwestern mit den Schlangenhaaren
Folgen mir vom Land der Griechen nach!
Rauhes Eiland, kündest keinen Segen:
Nirgends sproßt der Ceres [goldne{Schubert: "milde"}] Frucht.
Keine Reben blühn, der Lüfte Sänger,
Wie die Schiffe, meiden diese Bucht.
Steine fügt die Kunst nicht zu Gebäuden,
Zelte spannt des Scythen Armut sich;
Unter starren Felsen, rauhen [Wäldern{Schubert: "Felsen"}]
Ist das Leben einsam, schauerlich!
[»Allhier soll,«{Schubert: "Und hier soll,"}] so ist ja doch ergangen
An den Flehenden der [heil'ge{Schubert: "heilige"}] Spruch:
[»Soll die Bogenspannerin Diana
Lösen deinen und der Väter Fluch.«{Schubert: "Eine hohe Priesterin Dianens / Lösen meinen und der Väter Fluch."}]
Zum Text
Johann Mayrhofer veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht trägt den Titel Der landende Orest und findet sich auf Seite 159.1.1
Auf der Seite lieder.net ist nachzulesen, dass Schubert die Gedichte Mayrhofer's üblicherweise als Handschrift erhielt. Dadurch erklären sich auch die vielen Änderungen zur Druckversion des Textes.
Über die mythologische Geschichte des Orest kann man sich auf Wikipedia.org informieren. Das Gedicht beschreibt die Landung des Orest auf Tauris, wo er versucht, durch seine Taten ganz von den Erinnyen befreit und entsühnt zu werden. Diese hatten ihn befallen, nachdem er seine Mutter Klytaimnestra tötete. Das Gedicht steht inhaltlich in Zusammenhang mit Der entsühnte Orest D 699. 1.2
Zur Musik
Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:
"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 2.1
Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.
Franz Schubert war 20 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts: Österreichische Nationalbibliothek
Die Veröffentlichung besorgte 1831 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 11 | Verlagsnummer 3708
Ein Manuskript des Liedes liegt in der Österreichischen Nationalbibliothek. Es kann online recherchiert werden.
Es wurde 1919 für 4350,- Mark (Notgeld) versteigert.
Die Erstveröffentlichung besorgte A. Diabelli & Co als elfte Nachlass-Lieferung
Noten
Originalversion des Liedes
Quellen
1.1 Österreichische Nationalbibliothek - Digitalisierte Sammlungen, Gedichte von Johann Mayrhofer, Wien, Verlag Friedrich Volke, 1824, Sig. 71.Bb.5.(Vol.1)
1.2 Seite „Orestes“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Oktober 2018, 13:41 UTC
2.1 Österreichische Nationalbibliothek, Digitalisierte Sammlungen, Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst, Sig. 392789-C.20.21
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Orest auf Tauris
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne