Der entsühnte Orest

D 699 Nachlass

Johann Baptist Mayrhofer 1787 - 1836

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Freitag, 11. September 2015 | Berlin

Liedtext

Zu meinen Füßen [wiegst]1 du dich
O heimatliches Meer!
[Ich rufe dir:]2 Triumph! Triumph!
[Und schwinge Schild]3 und Speer.

Mycene ehrt als König mich,
Beut meinem Wirken Raum,
Und über [meinen]4 Scheitel saus't
Des Lebens [reicher]5 Baum.

Mit morgendlichen Rosen schmückt
Der Frühling meine Bahn,
Und auf der Liebe Wellen schwebt
Dahin [der leichte]6 Kahn.

Diana naht! o Retterin,
Erhöre du mein Fleh'n!
Laß mich - das Höchste [ward mir ja]7 -
[Nun zu den]8 Vätern geh'n!

1 Schubert: "brichst"
2 Schubert: "Und murmelst sanft."
3 Schubert: "Ich schwinge Schwert"
4 Schubert: "meinem"
5 Schubert: "goldner"
6 Schubert: "mein leichter"
7 Schubert: "wurde mir"
8 Schubert: "Zu meinen"

Johann Baptist Mayrhofer
Ergänzte Fotografie nach der Sepiazeichnung in Schwinds 'Schubertabend'
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Das Gedicht Der entsühnte Orest wurde 1843 in einem von Ernst Freiherr v. Feuchtersleben in Wien beim Verlag Ignaz Klang herausgegebenen Gedichtband Mayrhofers (neue Fassung) veröffentlicht. Ein Digitalisat dieser Ausgabe der Gedichte Mayrhofers liegt in der Österreichischen Nationalbibliothek. Es kann online studiert werden. Das Gedicht findet sich auf Seite 288. Es steht in einer Sammlung mit der Überschrift VI. Episch. 9

Auf der Seite lieder.net kann man nachlesen, dass Schubert die Gedichte Mayrhofer's üblicherweise als Handschrift erhielt. Dadurch erklären sich auch die vielen Änderungen zur Druckversion des Textes.

Über die mythologische Geschichte des Orest kann man sich auf Wikipedia.org informieren. Das Gedicht beschreibt die Rückkehr des Orest, nachdem er auf Tauris durch seine Taten ganz von den Erinnyen befreit und entsühnt wurde. Diese hatten ihn befallen, nachdem er seine Mutter Klytaimnestra getötet hatte. Es steht inhaltlich in Zusammenhang mit dem Gedicht Der landende Orest (Orest auf Tauris) D 548. 10

Zur Musik

Komponiert: September 1820
Veröffentlichung (angezeigt): 21. April 1831
Originaltonart:  C - Dur
Liedform: durchkomponiert
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1820

Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:

"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 11

Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.

Franz Schubert war 23 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1831 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 11 | Verlagsnummer 3708

Die Erstveröffentlichung besorgte A. Diabelli & Co als elfte Nachlass-Lieferung

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 11 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 21. April 1831 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 06 № 383
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 12
Friedlaender Edition  Bd. 5 » 42

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
Zurück zu den Liedern