Lachen und Weinen

D 777 Opus 59 - 4

Friedrich Rückert 1788 - 1866

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Freitag, 18. Juli 2008 | Berlin

Liedtext

Lachen und Weinen zu jeglicher Stunde
Ruht bei der Lieb auf so mancherlei Grunde.
Morgens lacht ich vor Lust,
Und warum ich nun weine
Bei des Abends Scheine,
Ist mir selbst nicht bewußt.

Weinen und Lachen zu jeglicher Stunde
Ruht bei der Lieb auf so mancherlei Grunde.
Abends weint ich vor Schmerz,
Und warum du erwachen
Kannst am Morgen mit Lachen,
Muß ich dich fragen, o Herz?

Friedrich Rückert
Stahlstich von seinem "lieben Freund und Kupferstecher" Carl Barth
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Zum Text

Wie man dem 1837 erschienenen Vierten Band der Gesammelten Gedichte Friedrich Rückerts entnehmen kann, schrieb der Dichter sein Gedicht Lachens und Weinens Grund in der Zeit zwischen 1819 und 1820. Es erschien jedoch zuerst 1822 zunächst ohne Titel in der Gedichtsammlung Östliche Rosen. Rückert veröffentlichte seine Östlichen Rosen mit dem Hinweis "zu Goethes west-östlichem Diwan." Er nimmt also direkten Bezug auf die nur 3 Jahre zuvor von dem 39 Jahre Älteren veröffentlichte Sammlung. Das vorliegende Gedicht findet sich auf Seite 132.

Zur Musik

Komponiert: 1823
Veröffentlichung (angezeigt): 21. September 1826
Originaltonart:  As - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1823

Die vorgenannte Textvorlage muss Franz Schubert bei der Auswahl der Texte zu seinen Liedern D 741, D 775, D 776, D 777, D 778 und D 778A gedient haben. Otto Erich Deutsch vermutet, dass Schubert die Titel seiner Lieder selbst gewählt hat.

Schubert vertonte 6 der 365 Gedichte als Lieder, sowie eines als Männerchor.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1826 Sauer & Leidesdorf in Wien als Opus 59 - 4 | Verlagsnummer 932

Kritik zur Veröffentlichung aus der Allgemeinen musikalischen Zeitung Leipzig Jhg. 1827, Ausgabe vom 27. April 3.3

Dass in den besseren der zahlreichen Lieder oder liedermässigen Gesänge des Hrn. Sch. Geist und Seele ist, und dass sich beyde oftmals (wie auch hier, in allen vier Nummern) auf eine eigenthümliche Weise äussern: das ist wohl von Allen, die sich damit bekannt gemacht haben, anerkannt; auch von denen, welche gegen diese seine Weise Vieles einzuwenden haben. Wahr wenigstens das, und erweiset sich den zwey ersten Nummern dieses Heftes von neuem: Hr. Schubert sucht und künstelt – nicht der Melodie, aber der Harmonie, gar sehr, und besonders modulirt befremdlich und oft urplötzlich nach dem Entlegesten hin, wie, wenigstens in Liedern und anderen kleinen Gesängen, kein Componist auf dem ganzen Erdboden: (so wird z. B. hier, im ersten Liede, die ganz kurze und sehr einfache Melodie ziemlich durch alle Tonarten der gesammten Leiter und mehrmals nur durch zwey Griffe beynahe von einem Aeussersten zum andern gerissen; aber eben so wahr ist, dass er (wie hier auch) nicht vergebens sucht; dass er wirklich etwas herauskünstelt, das, wird es dann mit vollkommener Sicherheit und Zwanglosigkeit vorgetragen, der Phantasie und der Empfindung wirklich Etwas sagt, und etwas Bedeutendes. Möge man darum sich an ihnen, und sie an sich versuchen ! – No. 5 und 4 dagegen sind weit einfacher, ohne darum weniger eigenthümlich zu seyn. Diesen glauben wir allgemeinen Beyfall zusichern zu können; und auch uns sind diese beyden Lieder die liebsten. Sie nehmen wir, zumal da sie auch so anmuthige, noch wenig bekannte Texte haben, mit Danke gegen den Dichter (Rückert) und den Componisten in unsere auserwählten Sammlungen auf; und gewiss werden nicht Wenige es eben so machen.

 

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 59 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 21. September 1826 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 08 № 455
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 03
Friedlaender Edition  Bd. 1 » 238
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 2 » 133

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