Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier
Aufnahme: Mittwoch, 04. Februar 2009 | Erfurt
Liedtext
Die Nacht bricht an, mit leisen Lüften sinket
Sie auf die müden Sterblichen herab;
Der sanfte Schlaf, des Todes Bruder, winket,
Und legt sie freundlich in ihr täglich Grab.
Jetzt wachet auf der lichtberaubten Erde
Vielleicht nur noch die Arglist und der Schmerz;
Und jetzt, da ich durch nichts gestöret werde,
Laß deine Wunden bluten, armes Herz!
Versenke dich in deines Kummers Tiefen,
Und [wenn{Schubert Erstdruck: wann}] vielleicht in der zerriss'nen Brust
[Verjährte, halb vergess'ne{Schubert Erstdruck: Halbverjährte}] Leiden schliefen,
So wecke sie mit grausam süßer Lust!
Berechne die verlornen Seligkeiten,
Zähl' alle Blumen in dem Paradies,
Woraus in deiner Jugend goldnen Zeiten
Die harte Hand des Schicksals dich verstieß!
Du hast geliebt, du hast das Glück empfunden,
Dem jede Seligkeit der Erde weicht.
Du hast ein Herz, das dich verstand, gefunden,
Der kühnsten Hoffnung schönes Ziel erreicht.
Da stürzte dich ein grausam Machtwort nieder,
Aus deinen [Himmeln{Schubert Erstdruck: Himmeln nieder}], und dein stilles Glück,
Dein allzu schönes Traumbild, kehrte wieder
Zur bessern Welt, aus der es kam, zurück.
Zerrissen sind nun alle süßen Bande,
Mir schlägt kein Herz mehr auf der weiten Welt!
[Was ist's, das mich in diesem Schattenlande,
In dieser todten Einsamkeit noch hält?
Nur Einen Lichtstrahl seh' ich fernher blinken;
Im Götterglanz erscheint die heil'ge Pflicht:
Und wenn des müden Geistes Kräfte sinken,
So sinkt der Muth, den sie mir einflößt, nicht.{Schubert ließ diese Zeilen aus.}]
Kleine Erzählungen 1813
Zum Text
Das Gedicht entstammt der Erzählung Olivier. Es handelt sich um den Gesang der Prinzessin Adelinde.
Das Gedicht Der Unglückliche von Caroline Pichler wurde veröffentlicht im Jahr 1803 in Olivier oder Die Rache der Elfe von Carolina Pichler, gebornen von Greiner Zweyter Theil WIEN, Im Verlage bey Anton Pichler 1803.. Es findet sich auf Seite 83f..
Weitere Veröffentlichungen:
Kleine Erzählungen Von Caroline Pichler, gebornen von Greiner. Erster Theil. Wien, 1813. Gedruckt und im Verlage bey Anton Strauß., 1813, Seite 159
Zur Musik
Caroline Pichler betrieb den von ihren Eltern gegründeten Literarischen Salon, eine der wichtigsten gesellschaftlichen Treffpunkte der Zeit in Wien.
In ihren Memoiren erwähnt sie auch kurz Franz Schubert:
Auch Schubert habe ich gekannt. – Auf ihn paßte, was seine übrigen Fähigkeiten betrifft, genau dasselbe, was ich von jenen beiden großen Genien (Mozart und Haydn, Anm.d.Red.) sagte. Auch er brachte das Schöne, das Ergreifende seiner Kompositionen fast unbewußt hervor, ja, ich darf mich hier auf eine Anekdote berufen, die ich aus unsers berühmten Sängers Vogl eigenem Munde habe. – Das, was er vor vor einigen Wochen aus der Tiefes eines Gefühls hervorgeströmt hatte, ein sehr schön komponiertes Lied, kannte er nicht mehr, als es ihm Vogl zeigte, und lobte den Satz, wie etwas aus einer fremden Seele Entsprungenes, ganz aufrichtig .2.1
Nachdem Schubert bereits zwei Lieder von Caroline Pichler vertont hatte, bevor er ihr mutmaßlich durch Kontakt von und bei Matthäus von Collin persönlich begegnet war, vertonte er noch ein weiteres Lied – das hier eingespielte Der Unglückliche.
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien
Die Veröffentlichung besorgte 1827 A. Pennauer in Wien als Opus 87 - 1 | Verlagsnummer 330
Die Opuszahl wurde später von 84 auf 87 geändert.
Noten
Originalversion des Liedes