An die Apfelbäume, wo ich Julien erblickte

D 197 Nachlass

Ludwig Christoph Heinrich Hölty 1748 - 1776

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 07. August 2013 | Berlin

Liedtext

Ein heilig Säuseln, und ein Gesangeston
Durchzittre deine Wipfel, o Schattengang,
   Wo bang und wild der ersten Liebe
      Selige Taumel mein Herz berauschten.

Die Abendsonne bebte wie lichtes Gold
Durch [Purpurblüten{Schubert Erstdruck: Purpurblüthen}], bebte wie lichtes Gold
   Um ihres Busens Silberschleier;
      Und ich [zerfloß{Schubert Erstdruck: zerfloss}] in Entzückungsschauer.

Nach langer Trennung küsse mit [Engelskuß{Schubert Erstdruck: Engelskuss}]
Ein treuer Jüngling hier das geliebte Weib,
   Und schwör' in diesem [Blütendunkel{Schubert Autograph & Erstdruck: Blüthendunkel}]
      [Ewige{Schubert Autograph & Erstdruck: ew'ge}] Treue der Auserkornen.

Ein Blümchen sprosse, [wann{Schubert Manuskript & Erstdruck: wenn}] wir gestorben  sind,
Aus jedem Rasen, welchen ihr Fuß berührt,
   Und trag' auf jedem seiner Blätter
      Meines verherrlichten Mädchens Namen.

Ludwig Christoph Heinrich Hölty
Stahlstich von Johann Christian Benjamin Gottschick
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Ludwig Christoph Heinrich Hölty muss ein ungeheuer wissbegieriger Mensch gewesen sein. Schon als kleiner Junge las er alles, was er in die Hände bekam. Man sagt, er sei ein sehr hübscher Junge gewesen. Jedoch wurde er von Blattern entstellt genau in der Woche, in der auch seine Mutter an Schwindsucht starb. Er selbst durfte kaum 28 Jahre alt werden, als auch ihn die Schwindsucht hinweg raffte. 1.1

Das vorliegende Gedicht schrieb Hölty 1775. 

Friedrich von Matthissons Gedicht Adelaide erinnert in seiner Form (4 Strophen) und im Inhalt an dieses Gedicht, wenn es beispielsweise in der letzten Strophe bei ihm heißt:

Einst, o Wunder! entblüht auf meinem Grabe
Eine Blume der Asche meines Herzens;
Deutlich schimmert auf jedem Purpurblättchen:
Adelaide!

Das Gedicht An die Apfelbäume, wo ich Julien erblickte von Ludwig Christoph Heinrich Hölty wurde veröffentlicht im Jahr 1783 in Gedichte von Ludewig Heinrich Christoph Hölty. Besorgt durch seine Freunde Friederich Leopold Grafen zu Stolberg und Johann Heinrich Voß. Hamburg, bei Carl Ernst Bohn. Es findet sich auf Seite 178f..

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Weitere Veröffentlichungen:

Hölty, Ludwig Christoph Heinrich, and Bauer, Bernhard Philipp VerlegerIn. Ludw. Heinr. Ch. Hölty's Gedichte. Neueste Auflage ed. Wien: Bey B. Ph. Bauer, 1816, Seite 85

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Zur Musik

Komponiert: 22. Mai 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 1850
Originaltonart:  A - Dur
Liedform: A-B-A'
Aufnahmetonart:  G - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Schubert hat in seinen beiden produktivsten Jahren 1815 und 1816, zählt man alle laut Deutsch-Verzeichnis vorliegenden Lieder, Fassungen, Bearbeitungen und Entwürfe zusammen, über 40 mal Texte von Hölty vertont.
Unter diesen Vertonungen findet sich unter anderem eines der bekanntesten Schubertlieder - die Seligkeit D433.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Bibliothèque nationale de France

Die Veröffentlichung besorgte 1850 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 50 | Verlagsnummer 9000

Im "Verzeichniss der von dem Damenverein in München gesammelten Autographen und Photographien, welche zum Besten der Wittwen und Waisen der im Krieg gegen Frankreich Gefallenen verloost werden sollen" aus dem Jahr 1872 findet man einen Hinweis auf das Autograph des Liedes. Auf Seite 10 dieses Verzeichnisses heißt es unter der Nummer 188:

Franz Schubert. Lied für eine Singstimme mit Klavier "An Die Nachtigall" von Hölty; auf der Rückseite "An die Apfelbäume, wo ich Julien erblickte" von Hölty. Den 22.May 1815 Frz. Schubert m.pr." Auch der Text von der Hand des Meisters geschrieben. 3.1

Die Erstveröffentlichung besorgte A. Diabelli & Co. als Nachlass-Lieferung 50, VN 9000, Wien 

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 50 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 02 № 73
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 08
Friedlaender Edition  Bd. 6 » 76
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 7 » 17

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