Augenlied

Zweite Fassung

D 297 Nachlass

Johann Baptist Mayrhofer 1787 - 1836

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Christoph Schnackertz - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 20. Juli 2011 | Erfurt

Liedtext

Süße Augen, klare Bronnen!
Meine Qual und Seligkeit
Ist fürwahr aus euch [geronnen{Schubert AGA: gewonnen}],
Und mein Dichten euch [geweiht{Schubert Erstdruck: entfloh'n}].

  Wo ich weile,
  [Wie{Schubert Erstdruck: Wo}] ich eile,
Liebend strahlet ihr mich an;
  Ihr erleuchtet,
  Ihr befeuchtet
Mir mit Thränen meine Bahn.

Treue Sterne schwindet nimmer,
Leitet mich zum Acheron!
Und mit eurem letzten Schimmer
[Sey{Schubert Erstdruck: Sei}] mein Leben auch [entflohn{Schubert Erstdruck: entfloh'n}].

Johann Baptist Mayrhofer
Ergänzte Fotografie nach der Sepiazeichnung in Schwinds 'Schubertabend'
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Johann Mayrhofer veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht findet sich auf den Seiten 59. 1.1

Der im Text genannte Acheron ist einer der fünf Flüsse der Unterwelt in der griechischen Mythologie. Es ist der Totenfluss, über den Charon mittels seiner Fähre die Seelen in den Hades bringt.

Zur Musik

Komponiert: 1817
Veröffentlichung (angezeigt): 1850
Originaltonart:  F - Dur
Liedform: durchkomponiert
Aufnahmetonart:  F - Dur
Schuberts Wohnort 1817

Dieses Lied ist ganz der Tradition verhaftet, die wir von den Liedern Mozarts kennen. Vor allem der zweite, geschwindere Teil könnte so auch von Mozart stammen. In der Noten-Version die dieser Aufnahme zugrunde liegt, ist vermutlich ein Textfehler gedruckt worden, denn dort heißt es in der dritten Zeile "Ist fürwahr aus euch geronnen". Gewonnen verändert den Sinn sehr stark. Zumal der Inhalt durch diesen einen Buchstaben eine ganz andere Leichtigkeit bekommt, die dann auch besser zu der fast schwärmerischen Art der Komposition passt.

Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:

"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 2.1

Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.

Franz Schubert war 20 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1850 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 50 | Verlagsnummer 9000

Die erste Fassung wurde durch Eusebius Mandyczewski in der Alten Gesamtausgabe AGA im Jahr 1895 veröffentlicht.

Die Erstveröffentlichung der zweiten Fassung geschah durch A. Diabelli & Co. als Nachlass-Lieferung 50, VN 9000, Wien

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 50 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 03 № 171
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 09
Friedlaender Edition  Bd. 6 » 80
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 8 » 73

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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