Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier
Aufnahme: Samstag, 21. Juni 2008 | Berlin
Liedtext
Ruh'n in Frieden alle Seelen,
Die vollbracht ein banges Quälen,
Die vollendet süßen Traum,
Lebenssatt, geboren kaum,
Aus der Welt hinüberschieden:
Alle Seelen ruhn in Frieden!
Die sich hier Gespielen suchten,
öfter weinten, nimmer fluchten,
wenn vor ihrer treuen Hand
keiner je den Druck verstand:
Alle die von hinnen schieden,
Alle Seelen ruhn in Frieden!
Liebevoller Mädchen Seelen,
Deren Tränen nicht zu zählen,
Die ein falscher Freund verließ,
Und die blinde Welt verstieß
Alle die von hinnen schieden,
Alle Seelen ruhn in Frieden!
Und der Jüngling, dem, verborgen,
Seine Braut am frühen Morgen,
Weil ihm Lieb' ins Grab gelegt,
Auf sein Grab die Kerze trägt:
Alle die von hinnen schieden,
Alle Seelen ruhn in Frieden!
Alle Geister, die, voll Klarheit,
Wurden Märtyrer der Wahrheit,
Kämpften für das Heiligtum,
Suchten nicht der Marter Ruhm:
Alle die von hinnen schieden,
Alle Seelen ruhn in Frieden!
Und die nie der Sonne lachten,
Unterm Mond auf Dornen wachten,
Gott, in reinen Himmelslicht,
Einst zu sehn von Angesicht:
Alle die von hinnen schieden,
Alle Seelen ruhn in Frieden!
Und die gern im Rosengarten
Bei dem Freudenbecher harrten,
Aber dann, zur bösen Zeit,
Schmeckten seine Bitterkeit:
Alle die von hinnen schieden,
Alle Seelen ruhn in Frieden!
Auch die keinen Frieden kannten,
Aber Mut und Stärke sandten
Über leichenvolles Feld
In die halbentschlaf'ne Welt:
Alle die von hinnen schieden,
Alle Seelen ruhn in Frieden!
Ruh'n in Frieden alle Seelen,
Die vollbracht ein banges Quälen,
Die vollendet süßen Traum,
Lebenssatt, geboren kaum,
Aus der Welt hinüberschieden:
Alle Seelen ruhn in Frieden!
Zum Text
Johann Georg Jacobi veröffentlichte das Gedicht Litaney auf das Fest aller Seelen 1776 in Band 6, S. 293 seiner gemeinsam mit Wilhelm Heinse herausgegeben IRIS. Literarischen Vierteljahrsschrift für Frauenzimmer.1.1 Diese Zeitschrift galt in Deutschland als eine der bekanntesten ihrer Art. Zahlreiche bekannte Autoren veröffentlichten darin ihre Texte. Die Zeitschrift wurde bereits im Jahr 1778 wegen finanzieller Schwierigkeiten wieder eingestellt.
Zur Musik
Schubert vertonte sieben Texte von Jacobi. Zählt man alle Fassungen zusammen, so liegen uns heute 10 Vertonungen Jacobis vor.
Schubert vertonte nur die erste, dritte und sechste Strophe der insgesamt neun Strophen des Gedichts.
Die immer wiederkehrende Melodie und die gleichmäßig fließende Sechzehntel-Begleitung verleihen dem Gebet die selige Ruhe.
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts:
Die Veröffentlichung besorgte 1831 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 10 | Verlagsnummer 3707
Das Autograph der zweiten Fassung findet sich im Liederalbum der Therese Grob mit der Überschrift Am Tage Aller Seelen. Der 17jährige Schubert verehrte die ein Jahr jüngere Therese, die in der Uraufführung seiner ersten Messe in F so schön den Solo-Sopran sang. So gelangten einige seiner Lieder in ihr Liederalbum. Pater Reinhard van Hoorickx erstellte 1969 ein Facsimile, welches sich in Kopie in verschiedenen Bibliotheken finden lässt.
Die Erstausgabe der ersten Fassung besorgte A.Diabelli&Co. als 10. Nachlaß-Lieferung unter dem Titel Litanei auf das Fest aller Seelen
Noten
Originalversion des Liedes
Quellen
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Am Tage Aller Seelen
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne