Vom Mitleiden Mariae

D 632 Nachlass

Klamer Schmidt 1746 - 1824

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Montag, 25. Juli 2011 | Berlin

Liedtext

Als bei dem [Kreuz{Schubert Erstdruck: Kreutz}] Maria stand,
Weh über Weh ihr Herz empfand
Und Schmerzen über Schmerzen;
Das ganze Leiden Christi stand
Gedruckt in ihrem Herzen.

Sie ihren Sohn muß bleich und todt,
Und überall von Wunden roth,
Am Kreuze leiden sehen.
Gedenk, wie dieser bittre Tod
Zu Herzen ihr [mußt'{Schubert Erstdruck: musst'}] gehen.

In Christi Haupt durch Bein und Hirn,
Durch Augen, Ohren, durch die Stirn
Viel scharfe Dornen stachen;
Dem Sohn die Dornen Haupt und Hirn,
Das Herz der Mutter brachen.

Klamer Schmidt
Ölgemälde Klamer Eberhard Karl Schmidt 1774
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Friedrich Schlegel veröffentlichte sein Gedicht im Poetischen Taschenbuch für das Jahr 1806, Berlin, bei Johann Friedrich Unger. Es steht dort als Nr. 13 in einer Sammlung von 23 Gedichten mit dem Übertitel: Trutznachtigall. Eine Auswahl geistlicher Lieder. Friedrich Spee und einigen andern.

Friedrich Spee seinerseits verfasste eine Sammlung von Gedichten unter dem Titel Trvtznachtigal.
Die Vorlage für das Gedicht, welches Friedrich Schlegel verfasste, steht hingegen im Band Catholische Kirchen Gesaͤng, auff die Fuͤrnembste Fest des gantzen Jahrs, wie man dieselbe zu Coͤlln, vnd anderstwo pflegt zu singen, Coͤlln, Peter von Brachel, 1625, S.179ff. :

O Hertz/ O du betruͤbtes Hertz/
Wie groß/ wie groß dein wehe vnd schmertz/
Was hastu Hertz gelitten?
O schwerd/ daß durch Mariæ Hertz/
Hindurch vnd durch geschnitten.

2. Als bey dem Creutz Maria stund/
Weh vber Weh jhr Hertz empfund;
Vnd schmertzen vber schmertzen/
Daß gantze Leyden Christi stund/
Gedruckt in jhrem Hertzen.

3. Sie jhren sohn sah bleich vnd todt/
Vnd vberall vol Wunden roth/
Am Creutz vnschuͤldig hangen;
Gedenck wie dieser bitter todt/
Jhr sey zu Hertzen gangen.

4. Jn Christi Haupt durch Bein vnd Hirn.
Durch Augen/ Ohren/ schlaff vnd stirn/
Viel scharpffe Doͤrner stochen:
Dem Sohn die Doͤrner Haupt vnd Hirn/
Daß Hertz der Mutter brochen.

5. Die Naͤgel eingeschlagen starck/
Durch Haͤnd vñ Fuͤß durch Bein vñ marck/
Durch Christi tieffe wunden/
Mariæ Hertz durchtrungen starck/
Die stich hat sie empfunden.

6. Als sie das blosse Speer gesehn/
Durch Christi Hertz vnd Seiten gehn/
Empfieng sie solchen schrecken?
Als wann sie het das Speer gesehn/
Jn jhrem Hertzen stecken.

7. O Zaͤhr/ O Bach/ O Strom/ O Meer/
O wie viel Zaͤher da flossen her/
So Maria vergossen?
O wie viel Zaͤher/ O Strom/ O Meer/
Auß jhren Augen flossen.

8. Nun bitten wir O Jungfraw rein/
Durch alle diese schmertzen dein/
Durch Christi todt vnd Leyden:
Hilff vns von Suͤnden machen rein/
Vnd alle Suͤnden meiden.1.1

Zur Musik

Komponiert: Dezember 1818
Veröffentlichung (angezeigt): 21. April 1831
Originaltonart:  g - moll
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  f - moll
Schuberts Wohnort 1818

Dreistimmig komponiert in strengem Kontrapunkt.

Schubert vertonte 16 Gedichte von Friedrich Schlegel. Die frühesten Kompositionen entstanden 1818, die letzte sieben Jahre später 1825.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1831 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 10 | Verlagsnummer 3707

Die Erstausgabe besorgte A.Diabelli&Co. als Nachlaß-Lieferung Nr. 10

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 10 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 21. April 1831 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 05 № 349
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 12
Friedlaender Edition  Bd. 5 » 39

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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