Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier
Aufnahme: Donnerstag, 05. Februar 2009 | Erfurt
Liedtext
Frisch trabe sonder Ruh' und Rast,
Mein gutes Roß, durch Nacht und Regen!
Was scheust du dich vor Busch und Ast
Und strauchelst auf den wilden Wegen?
Dehnt auch der Wald sich tief und dicht,
Doch muß er endlich sich erschließen,
Und freundlich wird ein fernes Licht
Uns aus dem dunkeln Thale grüßen.
Wohl könnt' ich über Berg und [Feld{Schubert (Neue Gesamtausgabe): "Tal"}]
Auf deinem schlanken Rücken fliegen
Und mich am bunten Spiel der Welt,
An holden Bildern mich vergnügen;
Manch Auge lacht mir traulich zu
Und beut mir Frieden, Lieb' und Freude,
Und dennoch eil' ich ohne Ruh,
Zurück, zurück zu meinem Leide.
Denn schon drey Tage war ich fern
Von ihr, die ewig mich gebunden;
Drey Tage waren Sonn' und Stern
Und Erd' und Himmel mir verschwunden.
Von Lust und Leiden, die mein Herz
Bey ihr bald heilten, bald zerrissen,
Fühlt' ich drey Tage nur den Schmerz,
Und ach, die Freude mußt' ich missen!
Drum trabe muthig durch die Nacht!
Und schwinden auch die [dunkeln{Schubert (Neue Gesamtausgabe): "dunklen"}] Bahnen,
Der Sehnsucht helles Auge wacht,
Und sicher führt mich süßes Ahnen.
Weit sehn wir über Land und See
Zur wärmern Flur den Vogel fliegen;
Wie sollte denn die Liebe je
In ihrem Pfade sich betrügen?
Schubert vertauschte .die ersten und die letzten vier Zeilen der achten Strophe.
Zum Text
Die von Schubert vertonten Gedichte von Ernst Schulze stammen aus dem Poetischem Tagebuch, des Dichters, das er vom 29. Juni 1813 bis zum 17. Februar 1817 führte.
Das vorliegende Gedicht wurde 1819 unter dem Titel Auf der Bruck, den 25sten Jul. 1814 in Ernst Schulze's sämmtliche poetische Schriften Band 3 bei Brockhaus Leipzig veröffentlicht. S. 74f.
Mit "Bruck" ist keine Brücke, sondern ein Aussichtspunkt auf dem Hainberg bei Göttingen gemeint.
Die von Schubert verwendete Ausgabe dürfte die Neue Ausgabe dieser Bände Sämmtliche poetische Werke von Ernst Schulze aus dem Jahr 1822 sein. Dort findet sich das Gedicht auf S. 75f.
Schulze veröffentlichte 1818 sein Versepos Die bezauberte Rose, welches ihn schnell in den Kreisen der Romantiker bekannt machte. Auch Schubert und seine Freunde lasen es und Schubert, der mit dem Gedanken spielte, aus der bezauberten Rose eine Oper zu machen, bat Bauernfeld um ein Libretto.1.1
Franz von Schober ließ sich möglicherweise von der 41. Stanze dieses Werkes zu seinem Gedicht An die Musik inspirieren. Die Verse von Schulze lauten:
Du holde Kunst melodisch süßer Klagen,
Du tönend Lied aus sprachlos finsterm Leid,
Du spielend Kind, das oft aus schönern Tagen
In unsre Nacht so duft'ge Blumen streut,
Ach, ohne dich vermöcht' ich nie zu tragen,
Was feindlich längst mein böser Stern mir beut!
Wenn Wort und Sinn in Liebe freundlich klingen,
Dann flattert leicht der schwere Gram auf Schwingen.
Ein Manuskript des Textes liegt in der Wienbibliothek im Rathaus.
Zur Musik
Schubert vertonte neun Gedichte von Ernst Schulze. Ein weiteres blieb lediglich Fragment.
Die Titel für seine Lieder wählte Schubert selbst.
(Die Originaltitel der Gedichte stehen in Klammern)
Der liebliche Stern D 861 (Am 28sten April 1814)
Im Walde D 834 (Im Walde hinter Falkenhagen. Den 22sten Julius 1814)
Auf der Bruck D 853 (Auf der Bruck. Den 25sten Julius 1814)
Um Mitternacht D 862 (Am 5ten März 1815, Nachts um 12 Uhr)
Im Frühling D 882 (Am 31sten März 1815)
Lebensmut D 883 (Am 1ten Aprill 1815)
An mein Herz D 860 (Am 23sten Januar 1816)
Über Wildemann D 884 (Ueber Wildemann, einem Bergstädtchen am Harz. Den 28sten April 1816)
Tiefes Leid, auch Im Januar 1817 D 876 (Am 17ten Januar 1817)
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Die Veröffentlichung besorgte 1828 J. A. Kienreich in Graz als Opus 93 - 2
Die Erstveröffentlichung besorgte Josef Andreas Kienreich als op. 93 in Graz
Noten
Erstdruck
Quellen
1.1 Karl Kobald: Schubert und Schwind - Ein Wiener Biedermeierbuch, S. 20
4.1 Erstdruck op. 93, Graz: I. A. Kienreich, 1828, Sig.:SH.Schubert.342
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Auf der Bruck
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne