Irdisches Glück

D 866 Opus 95 - 4

Johann Gabriel Seidl 1804 - 1875

Artists: Peter Schöne - Baritone | Olga Monakh - Piano

Recording: Monday, 11. November 2013 | Berlin

Lyrics

So mancher sieht mit finstrer Miene
Die weite Welt sich grollend an,
Des Lebens wunderbare Bühne
Liegt ihm vergebens aufgethan.
Da weiß ich besser mich zu nehmen,
Und fern, der Freude mich zu schämen,
Genieß' ich froh den Augenblick: –
[Und das ist doch gewiß{Schubert: Das ist denn doch}] ein Glück!

Um manches Herz hab' ich geworben,
Doch [dauerte mein Sieg{Schubert: währte mein Triumph}] nicht lang.
[Da mir die Blödheit{Schubert: Denn Blödheit hat mir}] oft verdorben,
Was kaum mein Frohsinn mir errang.
Drum bin ich auch dem Netz entgangen;
Denn weil kein Wahn mich [noch{Schubert: hielt}] umfangen,
Kam ich von keinem auch zurück:
Und das ist doch gewiß ein Glück.

Kein Lorbeer grünte [meinem{Schubert: meiner}] Scheitel,
[Mir leuchtete{Schubert: Mein Haupt umstrahlt'}] kein Ehrenkranz;
Doch ist [mein Thun darum{Schubert: darum mein Tun}] nicht eitel:
Ein stiller Dank ist auch ein Kranz.
Wem, weit entfernt von kecken Flügen,
Des [Thals bescheidne{Schubert: Tales stille}] Freuden gnügen,
Dem bangt auch [nicht{Schubert: nie}] für sein Genick: –
Und das ist doch gewiß ein Glück!

Und ruft der Both' aus [jener Ferne{Schubert: jenen Reichen}]
Mir einst, wie Allen, ernst und hohl,
Dann sag' ich willig, im [jedem Sterne{Schubert: Entweichen}],
[Des Erdenhimmels Lebewohl{Schubert: Der schönen Erde »Lebe wohl!«}]
[Zum Troste{Schubert: Sei's denn, so}] drücken doch am Ende
Die Hand mir treue Freundeshände,
[Und segnend stärkt{Schubert: So segnet doch}] mich Freundesblick:
[Das, Bruder, ist doch wohl ein Glück{Schubert: Und das ist, Brüder, doch wohl Glück!}]

Johann Gabriel Seidl
Portrait ca. 1870 von Karl von Jagemann
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

About poem

Johann Gabriel Seidls Gedicht erhielt Schubert in handschriftlicher Form.

Der Originaltitel lautet Mein Glück. (In Musik gesetzt von weil. Franz Schubert *)

*Dieses Lied, nebst drey andern humoristischen, bilden den einzigen Cyclus heiteren Inhalts, den wir von unserem Schubert haben, und welcher bey Th. Weigl unter dem Titel: Refrain - Lieder, in Stich erschien.

Im Zusammenhang mit dem Namen Seidl muss der Name Ludlamshöhle fallen. Unter den Mitgliedern dieser "Unsinnsgesellschaft" finden sich, was nicht weiter verwundert, etliche Persönlichkeiten, die ebenfalls dem Freundeskreis angehörten, der sich um Franz Schubert bildete.1.1

Johann Gabriel Seidl trug den Ludlamsnamen – Zweipfiff, der Sizilianer
(wobei Zweippfiff sich auf die in Wien übliche Verwendung des Namens Seidel als Volumenmaß für Getränke bezieht, der Beiname Sizilianer wohl auf die von Seidl in der Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode ab 1823 veröffentlichten Sicilianen)

The poem Irdisches Glück by Johann Gabriel Seidl was published in the year 1829 in Der Wanderer, Verleger: Anton Strauß's sel. Witwe, in der Dorotheergasse 1103. It can be found on page .

Digital copy online

About music

Written: 1828
Publishing (announced): 13. August 1828
Original key:  D   major
Songtype: Strophic song
Key recorded:  C   major
Schubert's residence 1828

Schubert vertonte insgesamt fünfzehn Gedichte von Seidl. Elf davon sind Lieder für eine Singstimme mit Klavierbegleitung:

Die Unterscheidung D 866
Bei dir allein D 866
Die Männer sind méchant D 866
Irdisches Glück D 866
Wiegenlied D 867
Der Wanderer an den Mond D 870
Das Zügenglöcklein D 871
Am Fenster D 878
Sehnsucht D 879
Im Freien D 880
Die Taubenpost D 965A

Source situation

Here you can find some informations about sources: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

The publication procured 1828 Thaddäus Weigl in Wien as Opus 95 - 4 | Publisher Number 2796

About publishing

Cover sheet Opus 95 4.1
Cover sheet Wiener Zeitung 13. August 1828 4.2

Scores

Old Schubert Edition, Series  XX, Vol. 08 № 511
New Schubert Edition  IV, Vol. 05
Friedlaender Edition  Bd. 4 » 91
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 3 » 182

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