Sehnsucht

D 516 Opus 8 - 2

Johann Baptist Mayrhofer 1970 - 1970

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Freitag, 11. September 2015 | Berlin

Liedtext

Der Lerche wolkennahe Lieder
Erschmettern zu des Winters Flucht.
Die Erde hüllt in Sammt die Glieder,
Und Blüthen bilden rothe Frucht.
Nur du, o sturmbewegte Seele,
[Bist]1.1 blüthenlos, in dich gekehrt,
Und wirst in goldner Frühlingshelle
Von tiefer Sehnsucht aufgezehrt.

Nie wird, was du verlangst, entkeimen
Dem Boden, Idealen fremd;
Der trotzig deinen schönsten Träumen
Die [rauhe]1.2 Kraft entgegen stemmt.
Du ringst dich matt mit seiner Härte,
Vom Wunsche heftiger entbrannt:
Mit Kranichen ein [strebender]1.3 Gefährte
Zu wandern in ein milder Land.

1.1 Schubert: "Nur du bist"
1.2 Schubert: "rohe"
1.3 Schubert (Alte Gesamtausgabe AGA): "sterbender"

Johann Baptist Mayrhofer
Ergänzte Fotografie nach der Sepiazeichnung in Schwinds 'Schubertabend'
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Johann Mayrhofer veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht findet sich auf den Seiten 100. 1.1

Zur Musik

Komponiert: 1816
Veröffentlichung (angezeigt): 9. Mai 1822
Originaltonart:  C - Dur
Liedform: durchkomponiert
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1816

Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:

"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 2.1

Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.

Franz Schubert war 19 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
Er schrieb in diesem Jahr unter anderem die verschollene Prometheus-Kantate (o.g. Professor Watteroth gewidmet ... laut Schuberts Tagebuch, seine erste Komposition für Geld)2.2, die beiden Sinfonien Nr. 4 c-Moll (die Tragische) und Nr. 5 B-Dur sowie die Messe Nr. 4 C-Dur.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1822 Cappi und Diabelli in Wien als Opus 8 - 2 | Verlagsnummer 872

Unvollständiges Manuskript.

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 8 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 9. Mai 1822 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 06 № 386
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 01
Friedlaender Edition  Bd. 2 » 19
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 1 » 60

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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