Jägers Liebeslied

D 909 Opus 96 - 2

Franz von Schober 1796 - 1882

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Donnerstag, 17. Juli 2008 | Berlin

Liedtext

Ich schieß' den Hirsch im [dunklen{Schubert: grünen}] Forst,
Im stillen Thal das Reh,
Den Adler [in{Schubert: auf}] dem Klippenhorst,
Die Ente auf dem See.
Kein Ort, der Schutz gewähren kann,
Wenn meine Flinte zielt;
Und dennoch hab' ich harter Mann
Die Liebe auch gefühlt! –

Hab oft hantirt in rauher Zeit,
In Sturm und Winternacht,
Und übereist und eingeschneit
Zum Bett den Stein gemacht.
Auf Dornen schlief ich wie auf Flaum,
Vom Nordwind ungerührt,
Doch hat der Liebe zarten Traum
Die rauhe Brust gespürt.

Der wilde Falk war mein Gesell,
Der Wolf mein [Kampfgespann{Schubert (Alte Gesamtausgabe): Kampfgespan}];
[Es fing der{Schubert (Alte Gesamtausgabe): Mir fing der; (Neue Gesamtausgabe): Ich fing den}] Tag mit Hundgebell,
Die Nacht mit Hussa an.
Ein Tannreis war die Blumenzier
Auf schweißbeflecktem Hut,
Und dennoch schlug die Liebe mir
Ins wilde Jägerblut.

O Schäfer auf dem weichen Moos,
Der du mit [Blüthen{Schubert: Blumen}] spielst,
Wer weiß, ob du so heiß, so groß
Wie ich die Liebe fühlst.
Allnächtlich überm schwarzen Wald,
Vom Mondenschein umstrahlt,
Schwebt [königsgroß{Schubert: königshehr}] die Lichtgestalt,
Wie sie kein Meister malt.

Wenn sie dann auf mich niedersieht,
Wenn mich [der{Schubert: ihr}] Blick durchglüht,
[Dann weiß{Schubert: Da weiß}] ich, wie dem Wild geschieht,
Das vor dem Rohre flieht.
Und doch! mit allem Glück vereint
Das nur auf Erden ist;
Als wenn der allerbeste Freund
Mich in die Arme schließt.

Gedichte 1842

Franz von Schober
vor Schloss Torup - Ölgemälde von Leopold Kupelwieser
Wikimedia.org - CC-BY-SA-3.0

Zum Text

Franz Schubert und Franz von Schober waren innigst miteinander befreundet. Sie wohnten ab 1818 mit einigen Unterbrechungen zusammen in Schobers Wohnung Tuchlauben 20, Landskrongasse 5 im ersten Wiener Bezirk (Ansicht vor 1905). Schober war mit vielen künstlerischen Persönlichkeiten bekannt und trug viel dazu bei, dass sich Schuberts Werk zu seinen Lebzeiten und darüber hinaus verbreitete.
Eine Ausgabe mit Gedichten Franz von Schobers erschien erst 1842 nach dem Tod von Franz Schubert bei der Cotta’schen Buchhandlung Tübingen. Ein Digitalisat dieser Ausgabe ist auf den Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek online verfügbar. Das Gedicht steht dort auf S. 30 unter dem Titel Jägers Liebeslied.

Zur Musik

Komponiert: Februar 1827
Veröffentlichung (angezeigt): 1828
Originaltonart:  D - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  D - Dur
Schuberts Wohnort 1827

Von Schubert liegen uns heute 13 Vertonungen der Gedichte Schobers als Sololied vor. Schubert erhielt die Gedichte seines Freundes als Handschrift und setzte sie vermutlich sofort oder kurz nach ihrer Entstehung in Musik.
Das Lied Augenblicke im Elysium ging verloren, bevor es in den ersten allgemeinen Sammlungen Schubertscher Lieder Einzug halten konnte. Es findet sich lediglich ein Hinweis in der zweiten vermehrten Auflage der Gedichte Schobers (Leipzig, 1865). Dort heißt es im Untertitel zum Gedicht "Von Franz Schubert in Musik gesetzt".2.1

Im Vorspiel und in den Zwischenspielen erklingen Hörnermotive aus der Jagd.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1828 Lithografisches Institut unter der Leitung von Franz von Schober in Wien als Opus 96 - 2

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 96 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 08 № 515
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 05
Friedlaender Edition  Bd. 1 » 248
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 3 » 192

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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