Artists: Peter Schöne - Baritone | Olga Monakh - Piano
Recording: Saturday, 25. August 2012 | Berlin
Lyrics
Zum Donaustrom, zur Kaiserstadt
Geh' ich in Bangigkeit:
Denn was das Leben Schönes hat,
[Entschwindet]1.1 weit und weit.
Die Berge [weichen]1.2 allgemach,
Mit ihnen [Thal]1.3 und Fluß;
Der Kühe Glocken läuten nach,
Und Hütten nicken Gruß.
Was starrt dein Auge thränenfeucht
Hinaus in blaue Fern'?
Ach, dorten weilt ich, unerreicht,
Frey unter Freyen gern!
Wo Liebe noch und Treue gilt,
Da öffnet sich das Herz;
Die Frucht an ihren Strahlen schwillt,
Und strebet Himmelwärts.
1.1 Schubert: "Entweichet"
1.2 Schubert: "schwinden"
1.3 Schubert: "Wald"
About poem
Das Gedicht Rückweg entstand in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu den Gedichten Lunz (Abschied D 475), sowie Erlafsee D 586, Rückweg D 476 und besonders Geheimnis (An Franz Schubert) D 491. Diese Gedichte mögen unter dem Eindruck einer Reise entstanden sein, die Mayrhofer im Herbst 1816 mit Hermann, dem Sohn seines Juraprofessors Heinrich Josef Watteroth auf einer Wanderung nach Lilienfeld in Niederösterreich unternommen hatte. Lunz am See liegt in Niederösterreich etwa auf der halben Strecke zwischen Salzburg und Wien. Ganz in der Nähe befindet sich der Wallfahrtsort Mariazell. Vermutlich haben Sie dabei auch viel über Schubert gesprochen. 1.1
Im Jahr 1818 erschien im 6. Jahrgang des Mahlerischen Taschenbuchs für Freunde interessanter Gegenden, Natur- und Kunst-Merkwürdigkeiten der Österreichischen Monarchie eine Beschreibung möglicherweise dieser Reise. Der Herausgeber dieses Taschenbuches war Dr. Franz Sartori, Vorsteher des Zentral-Bücher-Revisions-Amtes und damit Mayrhofers Vorgesetzter. In dieser Veröffentlichung erschien auch als Beilage das erste jemals gedruckte Lied Franz Schuberts Erlafsee D 586. 1.2
Mayrhofer soll auch unglücklich verliebt gewesen sein in Mina (Wilhelmine Watteroth, die Tochter seines Professors Heinrich Josef Watteroth). 1.3 Diese heiratete jedoch später Josef Witteczek, der ebenfalls Jura bei Heinrich Josef Watteroth studiert hatte. 1.4
Seine Gedichte veröffentlichte Johann Mayrhofer erstmals 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht findet sich auf Seite 15. 1.5
Üblicherweise erhielt Schubert die Gedichte als Manuskript von Mayrhofer und vertonte diese sogleich. Daraus folgen sicherlich die vielen Abweichungen im Text im Vergleich zur Druckausgabe 1824.
About music
Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:
"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 2.1
Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.
Franz Schubert war 19 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
Er schrieb in diesem Jahr unter anderem die verschollene Prometheus-Kantate (o.g. Professor Watteroth gewidmet ... laut Schuberts Tagebuch, seine erste Komposition für Geld), die beiden Sinfonien Nr. 4 c-Moll (die Tragische) und Nr. 5 B-Dur sowie die Messe Nr. 4 C-Dur.
Source situation
Here you can find some informations about sources: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Manuscript location: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien
The publication procured 1872 J. P. Gotthard in Wien as Nachlass 1872 - 15 | Publisher Number 340
Die Veröffentlichung besorgte Johann Peter Gotthard 1872 in Wien, V.N.325-361 als
Neueste Folge nachgelassener Lieder und Gesänge von Franz Schubert
Johann Peter Gotthard schrieb folgende Worte zu seiner Veröffentlichung:
Scores
Original version
Sources
2.1Peter Härtling, Schubert, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2010, Abschnitt 16 sowie Otto Erich Deutsch, Schubert, Die Dokumente seines Lebens, Bärenreiter Kassel, 1964, S. 50
2.2Mahlerisches Taschenbuch für Freunde interessanter Gegenden: Natur- und Kunst-Merkwürdigkeiten der Österreichischen Monarchie, Verlag Doll, Herausg. Franz Sartori, Wien, Jhg. 1818, Signatur: SH.Varia.118.Adl.
2.3Wikipedia: Johann Mayrhofer, Wikipedia contributors, Wikipedia, The Free Encyclopedia. Date of last revision: 28 October 2018 21:11 UTC
2.4WienGeschichteWiki: Heinrich Joseph Watteroth, Personendaten.
2.5Österreichische Nationalbibliothek - Digitalisierte Sammlungen, Gedichte von Johann Mayrhofer, Wien, Verlag Friedrich Volke, 1824, Sig. 71.Bb.5.(Vol.1)
3.1Österreichische Nationalbibliothek, Digitalisierte Sammlungen, Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst, Sig. 392789-C.20.21
4.1Österreichische Nationalbibliothek - Digitalisierte Sammlungen, Erstdruck Nachlass Gotthard, Sig. SH.Schubert.651
5.1Sheet music source @ imslp.org: Rückweg
6.1Lyric source and other compositions: www.lieder.net
7.1Otto E. Deutsch: Schubert. Thematic Catalogue of all his works in chronological order - Page 281
Written by: Peter Schöne