Der greise Kopf

D 911 Opus 89 - 14

Wilhelm Müller 1794 - 1827

Artists: Peter Schöne - Baritone | Christoph Schnackertz - Piano

Recording: Wednesday, 15. December 2021 | Saarbrücken

Lyrics

Der Reif [hatt'{Schubert (Autograph und Alte Gesamtausgabe): "hat"}] einen weißen Schein
Mir über's Haar gestreuet.
Da [meint'{Schubert: "glaubt'"}] ich schon ein Greis zu sein,
Und hab' mich sehr gefreuet.

Doch bald ist er hinweggethaut,
Hab' wieder schwarze Haare,
Daß mir's vor meiner Jugend graut –
Wie weit noch bis zur Bahre!

Vom Abendroth zum Morgenlicht
Ward mancher Kopf zum Greise.
Wer glaubt's? Und meiner ward es nicht
Auf dieser ganzen Reise!

Wilhelm Müller
Portrait von Johann Friedrich Schröter
Wikimedia.org - Public domain

About poem

The poem Der greise Kopf by Wilhelm Müller was published in the year 1824 in Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Herausgegeben von Wilhelm Müller. Zweites Bändchen. Deßau. It can be found on page 91.

Digital copy online

About music

Written: Febuary 1827
Publishing (announced): 30. December 1828
Original key:  C   minor
Songtype: A-B-A'
Key recorded:  B   minor
Schubert's residence 1827

Franz Schubert, Wilhelm Müller und die "Winterreise" - eine schaurige Kombination. Es scheint, als hätten sie beschlossen, den einsamen Wanderer im Winter auf eine Reise mitzunehmen, und jeder, der ihnen begegnet, sollte in Depressionen versinken. Helle Seiten findet man nur selten. Es überwiegt die Melancholie.

Schubert vertonte zuerst nur die 12 Gedichte, die in Urania erschienen waren und setzte ein großes Fine hinter den abschließenden Taktstrich. Offenbar gelangten die Gedichte des zweiten Teils erst später in seine Hand, denn er vertonte diese ab Oktober 1827.

Am 7. Oktober 1829 erschien eine umfangreiche Rezension in der Allgemeinen musikalischen Zeitung Leipzig (in der auch bereits zu Lebzeiten Schuberts einige Rezensionen anderer Lieder erschienen waren), 31. Jhg.

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Besonderheiten:

Das Gedicht steht in der Veröffentlichung aus dem Jahr 1824 nach dem Rückblick an 10. Stelle.
Schubert kannte diese Veröffentlichung offenbar nicht und hatte schon die ersten 12 Gedichte, die in der Urania erschienen waren, komponiert und veröffentlicht, als  er die vollständige Gedichtsammlung der Müllerschen Winterreise erhielt. Daher kommt vermutlich die Neuordnung der restlichen 12 Gedichte, die Schubert vertonte.
Nach dem überschwänglichen aber auch gefährlich nahe am Abgrund scheinenden Lied "Die Post" kehrt Ruhe und Selbstzweifel zurück und der Protagonist erstarrt. Die Musik bleibt "müde" hängen auf jeder zweiten Zählzeit im Takt. Die Begleitung ist sparsam. Man darf das Lied nicht zu langsam singen, damit man die Phrasen auf einen Atem durchsingen kann.

Source situation

Here you can find some informations about sources: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Manuscript location: The Morgan Library New York

The publication procured 1828 Tobias Haslinger in Wien as Opus 89 - 14 | Publisher Number 5102

Das Autograph der Winterreise findet man in der Morgan Library New York.

Digitalisat online

Die Erstausgabe besorgte als 89stes Werk. Tobias Haslinger kurz vor Schubert 29. Geburtstag, ein dreiviertel Jahr vor seinem Tod.

About publishing

Cover sheet Opus 89 4.1
Cover sheet Wiener Zeitung 30. December 1828 4.2

Scores

Old Schubert Edition, Series  XX, Vol. 09 № 530
New Schubert Edition  IV, Vol. 04
Friedlaender Edition  Bd. 1 » 96
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 3 » 86

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