Artists: Peter Schöne - Baritone | Dorota Szczepańska - Sopran | Clara Hyerim Byun - Piano
Recording: Sunday, 10. June 2018 | Hannover
Lyrics
Antigone:
Ihr hohen Himmlischen erhöret
Der Tochter herzentströmtes [Flehn{Schubert: "Flehen"}]:
Laßt einen kühlen Hauch des Trostes
In [Oedips{Schubert: "des Vaters"}] große Seele wehn.
Genüget, euren Zorn zu sühnen,
Dieß junge Leben - nehmt es hin;
Und [eurer Rache Strahl{Schubert: "euer Rachestrahl"}] vernichte
Die tief betrübte Dulderin.
Demütig falte ich die Hände -
Das Firmament bleibt glatt und rein,
Und stille ist's, nur laue Lüfte
Durchschauern noch den alten Hain.
Was seufzt und stöhnt der bleiche Vater?
Ich ahn's - ein furchtbares Gesicht
Verscheucht von ihm den leichten Schlummer;
Er springt vom Rasen auf - er spricht:
Oedip:
Ich [träumte{Schubert: "träume"}] einen schweren Traum.
Schwang nicht den Zepter diese Rechte?
Doch Hoheit lös'ten starke Mächte
Dir auf, o Greis, in nicht'gen Schaum.
Trank ich in schönen Tagen nicht
In meiner großen Väter Halle,
Beim Heldensang und Hörnerschalle,
O Helios, dein golden Licht,
Das ich nun nimmer schauen kann?
Zerstörung ruft von allen Seiten:
"Zum Tode sollst du dich bereiten;
Dein irdisch Werk ist abgetan."
About poem
Die Geschichte handelt von Antigone, die ihren blinden Vater in die Verbannung nach Kolonos bei Athen begleitet. Antigone ist aus der inzestuösen Beziehung ihres Vaters Ödipus mit seiner Mutter Iokaste hervorgegangen. Über den dazugehörigen Mythos kann man sich beispielsweise bei Wikipedia informieren.
Johann Mayrhofer war 30 Jahre alt, als er dieses Gedicht schrieb. Er veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht findet sich auf den Seiten 163-164. 1.1
About music
Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:
Mein Verhältnis mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunst machten unser Verhältnis inniger; ich dichtete,er komponirte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt. 2.1
Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.
Schubert war 20 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
Source situation
Here you can find some informations about sources: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Manuscript location: Bibliothèque nationale de France
The publication procured 1821 Cappi und Diabelli in Wien as Opus 6 - 2 | Publisher Number 790
Eine spätere Auflage (die vierte Ausgabe) der Erstveröffentlichung ist mit einer gestochenen Vignette nach Leopold Kupelwiesers Tuschzeichnung zum Liede "Am Grabe Anselmos" geschmückt.
Scores
Original version
Sources
1.1 Österreichische Nationalbibliothek - Digitalisierte Sammlungen, Gedichte von Johann Mayrhofer, Wien, Verlag Friedrich Volke, 1824, Sig. 71.Bb.5.(Vol.1)
2.1 Österreichische Nationalbibliothek, Digitalisierte Sammlungen, Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst, Signatur: 392789-C.20.21
5.1Sheet music source @ imslp.org: Antigone und Oedip
6.1Lyric source and other compositions: www.lieder.net
7.1Otto E. Deutsch: Schubert. Thematic Catalogue of all his works in chronological order - Page 315
Written by: Peter Schöne