Widerschein

Zweite Fassung

D 639 Nachlass

Franz Xaver Schlechta von Wschehrd 1796 - 1875

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Freitag, 24. Juni 2011 | Berlin

Liedtext

Harrt ein Fischer auf der Brücke
Die Geliebte säumt,
Schmollend taucht er seine Blicke
In den Bach – und träumt.

Doch die lauscht im nahen Flieder,
Und ihr Bildchen strahlt
Jetzt aus klaren Wellen [wieder{Schubert: wider}]2,
Treuer nie gemahlt.

[Und der Fischer kennt die Bänder,{Schubert: Und er sieht's! Und er kennt die Bänder}]
Kennt den süssen Schein:
Und er hält sich am Geländer
Sonst – zieht's ihn hinein!

 

Franz Xaver Schlechta von Wschehrd
Lithografie Appel & Comp. Wien
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Franz Xaver Schlechta von Wschehrd war als junger Mann Schüler im gleichen Konvikt wie Franz Schubert. Beide kannten sich und Franz Schlechta war beteiligt, als Schuberts erste Auftragskomposition, eine Kantate mit dem Namen Prometeus am 24. Juli 1816 uraufgeführt wurde. In der Wiener Allgemeinen Theaterzeitung vom 27. September 1817 erschien ein Lob-Gedicht Schlechtas auf Franz Schubert zu dieser Aufführung. Es handelt sich dabei um die erste Würdigung des Komponisten in der Öffentlichkeit.

Wiener Allgemeine Theaterzeitung, 27.09.1817, S. 3

An Herrn Franz Schubert.
(Als seine Cantate »Prometheus« aufgeführt ward.)
In der Töne tiefem Beben
Wie die Saiten jubelnd klangen,
Ist ein unbekanntes Leben
In der Brust mir aufgegangen.

In dem Sturmeston der Lieder
Klagt der Menschheit jammernd Ach – 
Kämpfend steigt Prometheus nieder.
Und das schwere Dunkel brach!

Mich hats wunderbar erhoben
Und der Wehmuth neue Lust,
Wie ein schimmernd Licht von oben,
Kam in die bewegte Brust!

Und in Thränen und Entzücken
Fühlte ich mein Herz zerstücken.
Jauchzend hätte ich mein Leben
Wie Prometheus hingegeben!

Franz v. Schlechta.

Im Zusammenhang mit dem Namen Schlechta muss der Name Ludlamshöhle fallen. Unter den Mitgliedern dieser "Unsinnsgesellschaft" finden sich, was nicht weiter verwundert, etliche Persönlichkeiten, die ebenfalls dem Freundeskreis angehörten, der sich um Franz Schubert bildete.1.1

Franz Xaver Schlechta trug den Ludlamsnamen – Gutauch mit dem grünen Mantel

Das Gedicht Widerschein von Franz Xaver Schlechta von Wschehrd wurde veröffentlicht im Jahr 1824 in Dichtungen vom Freyherrn Franz von Schlechta. Erster Band. Wien. Im v. Hirschfeld'schen Verlage. Es findet sich auf Seite 90.

Digitalisat online

Zur Musik

Komponiert: Mai 1828
Veröffentlichung (angezeigt): 1830
Originaltonart:  C - Dur
Liedform: A-B-A
Aufnahmetonart:  B - Dur
Schuberts Wohnort 1828

Franz Schubert vertonte sieben Gedichte von Schlechta. Zum Lied Widerschein existieren zwei Fassungen, die mit den unterschiedlichen Versionen des Textes von Schlechtas Gedicht unterlegt wurden.
Wir haben die Fassung aufgenommen, die in der Alten Gesamtausgabe abgedruckt wurde.

Heinrich Kreissle von Hellborn, der erste Schubert-Biograf gibt in seinem Buch Mai 1828 als Entstehungsdatum dieses Liedes an. 2.1

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1830 Ant. Diabelli und Comp. in Wien als Nachlass - 15 | Verlagsnummer 4015

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 15 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 1830 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 09 № 553
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 05
Friedlaender Edition  Bd. 3 » 148

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