Schlaflied/Schlummerlied

Zweite Fassung

D 527 Opus 24 - 2

Johann Baptist Mayrhofer 1787 - 1836

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 19. August 2009 | Erfurt

Liedtext

Es mahnt der Wald, es ruft der Strom:
"Du [holdes]1 Bübchen zu uns komm!"
Der Knabe [naht, und staunt, und]2 weilt,
Und ist von [allem]3 Schmerz geheilt.

Aus [Saaten]4 flötet Wachtelschlag,
Mit irren [Lichtern]5 spielt der Tag;
[Und auf den Blümlein in der Au]6
Erglänzt des Himmels feuchter Thau.

Ins [hohe]7 Gras legt er sich hin:
Läßt über sich die Wolken zieh'n -
An [Mutter Erde]8 angeschmiegt,
Hat ihn der Traumgott eingewiegt.

1 Schubert: "liebes"
2 Schubert: "kommt und staunend"
3 Schubert: "jedem"
4 Schubert: "Büschen"
5 Schubert: "Farben"
6 Schubert: "Auf Blümchen roth, auf Blümchen blau"
7 Schubert: "frische"
8 Schubert: "seine Mutter"

Johann Baptist Mayrhofer
Ergänzte Fotografie nach der Sepiazeichnung in Schwinds 'Schubertabend'
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Johann Mayrhofer veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht Schlaflied findet sich auf der Seite 47. 9

Die vielen Änderungen im Druck sind sicherlich darauf zurückzuführen, dass Schubert die Gedichte Mayrhofers üblicherweise als Manuskript erhielt und sofort vertonte. Der Erstdruck erfolgte erst 7 Jahre später.

Zur Musik

Komponiert: Januar 1817
Veröffentlichung (angezeigt): 27. Oktober 1823
Originaltonart:  F - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1817

Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:

"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 10

Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.

Franz Schubert war 20 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

In der Leipziger "Allgemeinen musikalischen Zeitung" vom 24. Juni 1824 erscheint eine Rezension der Lieder op. 21 - op. 24.
Diese Rezension ist als Digitalisat ist im Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek online verfügbar.
Der Rezensent G. W. Fink bemerkt, daß Schubert keine Lieder schreibt und auch keine schreiben will, sondern freie Gesänge, manche so frei, daß man sie allenfalls Kapricen oder Phantasien nennen kann. Er bemängelt bei Schubert die

ungebührlich heftige Neigung, nur immer fort und fort, ruh- und rastlos zu modulieren und wieder zu modulieren, die eine wahre Krankheit der Zeit und bald zur Modulationsmanie geworden ist. 11

Er führt dies an einigen Beispielen in op. 21, 22 und 23 aus, spart dabei auch nicht mit Verbesserungsvorschlägen und meint dann zum hier behandelten Op. 24 Nr. 2:

Das einfache Schlaflied muß der Konsequenz halber nach der Mitte usw. einige desperate Modulationen erdulden.

 

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1823 Sauer & Leidesdorf in Wien als Opus 24 - 2 | Verlagsnummer 429

Das Manuskript der ersten Fassung liegt in der Sibley Music Library.

 

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 24 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 27. Oktober 1823 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 05 № 298
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 02
Friedlaender Edition  Bd. 2 » 66
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 2 » 146

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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