Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Alexander Fleischer - Klavier
Aufnahme: Donnerstag, 02. November 2023 | Hirschberg
Liedtext
Die Wogen am Gestade schwellen,
Es klatscht der Wind im Segeltuch,
Und murmelt in den weißen Wellen;
Ich höre seinen wilden Spruch:
[Er{Schubert: Es}] ruft mich fort, es winkt [mir{Schubert: - }] der Kahn,
Vor Ungeduld schaukelnd, auf weite Bahn.
Dort streckt sie sich in öder Ferne,
Du kannst nicht mit, siehst du, mein Kind.
Wie leicht versinken meine Sterne,
Wie leicht erwächst zum Sturm der Wind,
Dann droht in tausend Gestalten der Tod,
Wie trotzt ich ihm, wüßt ich dich in Noth?
O löse deiner Arme Schlinge
Und löse auch von mir dein Herz;
Weiß ich es denn, ob ich's vollbringe
Und siegreich kehre heimathwärts?
Die Welle, die jetzt so lockend singt,
Vielleicht ist's dieselbe, die mich verschlingt.
Noch ist's in deine Hand gegeben,
Noch gingst du nichts unlösbar ein,
O trenne schnell dein junges Leben
Von meinem ungewissen Seyn.
O wolle, [wolle{Schubert: o wolle}], bevor du mußt,
Entsagung ist leichter als Verlust!
[Und{Schubert: O}] laß mich im Bewußtseyn steuern,
Daß ich allein auf Erden bin,
Dann beugt sich vor dem Ungeheuern,
Vorm Unerhörten nicht mein Sinn.
Ich treibe mit dem Entsetzen Spiel
Und stehe plötzlich vielleicht am Ziel.
Denn hoch auf meiner [Maste{Schubert: Masten}] Spitzen
Wird stets dein Bild begeisternd stehn,
Und, angeflammet von den Blitzen,
Mit seinem Glanz den Muth erhöhn;
[Und hausen die Winde{Schubert: Der Winde Heulen}] auch noch so bang,
[Sie übertäuben{Schubert: Übertäubet}] nicht deiner Stimme Klang.
Und kann ich dich nur sehn und hören,
[So{Schubert: Dann}] hat's mit mir noch keine Noth,
Das Leben will ich nicht entbehren,
Und kämpfen [werd{Schubert: will}] ich mit dem Tod.
Wie würde mir [je{Schubert: -}] eine Welt zur Last,
Die Engel so schön wie dich umfaßt?
Auch du sollst nicht mein Bild zerschlagen,
Mit Freundschaftsthränen weih es ein,
Es soll in Schmerz- und Freudetagen
Dein Trost und dein Vertrauter seyn.
Ja bleibe, wenn mich auch alles verließ,
Mein Freund im heimischen Paradies.
Und spült dann auch die falsche Welle
Mich todt zurück zum Blumenstrand,
So weiß ich doch an lieber Stelle
Noch eine, eine treue Hand,
Der weder Verachtung noch Schmerz es wehrt,
Daß sie meinen Resten ein Grab bescheert.
Zum Text
Das Gedicht Schiffers Scheidelied von Franz von Schober wurde veröffentlicht im Jahr 1842 in Gedichte von Franz von Schober. Stuttgart und Tübingen. J. G. Cotta'scher Verlag. Es findet sich auf Seite 36ff..
Zur Musik
Franz Schubert und Franz von Schober waren innigst miteinander befreundet. Sie wohnten ab 1818 mit einigen Unterbrechungen zusammen in Schobers Wohnung Tuchlauben 20, Landskrongasse 5 im ersten Wiener Bezirk (Ansicht vor 1905). Schober war mit vielen künstlerischen Persönlichkeiten bekannt und trug viel dazu bei, dass sich Schuberts Werk zu seinen Lebzeiten und darüber hinaus verbreitete.
Heute liegen uns 13 Vertonungen der Gedichte Schobers als Sololied vor. Vermutlich setzte Schubert die Gedichte sofort oder kurz nach ihrer Entstehung in Musik.
Ein weiteres Lied Augenblicke im Elysium ging verloren, bevor es in den ersten allgemeinen Sammlungen Schubertscher Lieder Einzug halten konnte. Es findet sich lediglich ein Hinweis in der zweiten vermehrten Auflage der Gedichte Schobers (Leipzig, 1865). Dort heißt es im Untertitel zum Gedicht "Von Franz Schubert in Musik gesetzt".2.1
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Die Veröffentlichung besorgte 1833 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 24 | Verlagsnummer 4272
Noten
Originalversion des Liedes