Mein Gruß an den Mai

D 305

Johann Gottfried Kumpff 1781 - 1862

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 15. Mai 2013 | Berlin

Liedtext

Sei mir gegrüßt, o Mai! mit deinem Blütenhimmel,
Mit deinem Lenz, mit deinem Freudenmeer;
Sei mir [gegrüßt, du fröhliches{Schubert: gegrüßt mit deinem fröhlichen}] Gwimmel
Der neubelebten Wesen um mich her!

Dein Götterhauch durchströmt das düstre Grau der Lüfte,
Und schnell begrünt sich Berg und Thal und Au.
Es wehen schmeichelnd linde Balsamdüfte,
Es lachet hell des Aethers klares Blau.

Der Erde Puls erwacht, des Lebens öde Hallen
Bekleiden sich mit frischem Silberglanz;
Zu dir, zu deinem Freudentempel, wallen
Die jüngsten Horen mit dem Blüthenkranz.

Die Schwalbe kömmt, die Lerche wirbelt süsse Lieder,
Der Waldstrom rauscht aus grüner Nacht hervor;
Und jeder Ton und jeder Klang kehrt wieder
Zum Jubellaut im Harmonienchor.

Ach, lange war ich fern vom stillen Heimathsthale,
Wo sich so schön dein üpp'ger Strom ergießt;
Doch schöpfen will ich jetzt die volle Schale,
Vom Borne, der in seinem Schooße fließt.

Zwar blüht der Oelbaum dort, die Mandel, Pomeranze,
Die Traube schmeckt so süß am Meeresstrand;
Das Leben gleitet sanft im leichten Tanze,
Und freier schlägt das Herz im wärmern Land.

Doch lieblich blüht auch uns die zarte Aprikose,
Und warme Herzen zeugt mein Vaterland,
Und hoch entzückt mich unsre spät're Rose,
Gepflückt von Silli's treuer Lilienhand.

An deine Brust, Natur! laß mich vertrauend sinken,
Erhalte mir den reinen Lebensmuth;
In vollen Zügen will ich Frohsinn trinken,
Und neu durchströme mich der Freude Glut.

Sei mir gegrüßt, o Mai! mit deinem Freudenmeere,
Mit deiner Lust, mit deiner Blumenpracht;
Du schöner Jüngling, trockne jede Zähre,
Erhelle jede dunkle Schicksalsnacht!

Zum Text

Johann Gottfried Kumpfs Gedicht Mein Grus an den Mai erschien erstmals in Carinthia. Ein Wochenblatt zum Nutzen und Vergnügen 1812, Ausgabe Nr. 19, S.3

Weitere Veröffentlichung

Selam Ein Almanach für Freunde des Mannigfaltigen herausgegeben 1814 von Ignaz Franz Castelli in Wien beim Verlag Strauß. Das Gedicht steht dort auf Seite 200f. Ein Digitalisat dieser Erstausgabe liegt in der Österreichischen Nationalbibliothek. Es kann online recherchiert werden.

Zur Musik

Komponiert: 15. Oktober 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 1895
Originaltonart:  B - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  G - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Franz Schubert vertonte zwei Gedichte von Johann Gottfried Kumpf.
Der Mondabend D 141
Mein Gruß an den Mai D 305

Beide schrieb er im Alter von 18 Jahren.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Österreichische Nationalbibliothek

Die Veröffentlichung besorgte 1895 Eusebius Mandyczewski in Alte Gesamtausgabe (Breitkopf&Härtel) in Leipzig

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Alte Gesamtausgabe 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 03 № 153
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 09
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 8 » 89

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Transposition PDF Thumbnail
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