Liebhaber in allen Gestalten

D 558

Johann Wolfgang von Goethe 1749 - 1832

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 19. August 2009 | Erfurt

Liedtext

Ich wollt' ich wär' ein Fisch,
So [hurtig und]1.1 frisch;
Und kämst du zu [anglen]1.2,
Ich würde nicht [manglen]1.3.
Ich wollt' ich wär' ein Fisch,
So hurtig und frisch.

Ich wollt' ich wär' ein Pferd,
Da wär' ich dir werth.
O wär' ich ein Wagen,
Bequem dich zu tragen.
Ich wollt' ich wär' ein Pferd,
Da wär' ich dir werth.

Ich wollt' ich wäre Gold,
Dir immer im Sold;
Und thätst du was kaufen,
Käm ich [wieder]1.4 gelaufen.
Ich wollt' ich wäre Gold,
Dir immer im Sold.

Ich wollt' ich wär' treu,
Mein Liebchen stets neu;
Ich wollt' mich verheißen,
Wollt' nimmer verreisen.
Ich wollt' ich wär' treu,
Mein Liebchen stets neu.

Ich wollt' ich wär' alt
Und runzlig und kalt;
Thätst du mir's versagen,
Da könnt mich's nicht plagen.
Ich wollt' ich wär' alt
Und runzlig und kalt.

Wär' ich Affe sogleich
Voll neckender Streich';
Hätt' was dich verdrossen,
So macht' ich dir Possen.
Wär' ich Affe sogleich
Voll neckender Streich'.

Wär' ich gut wie ein Schaf;
Wie der Löwe so brav;
Hätt' Augen wie's Lüchschen,
Und Listen wie's Füchschen.
Wär' ich gut wie ein Schaf
Wie der Löwe so brav.

Was alles ich wär',
Das gönnt' ich dir sehr;
Mit fürstlichen Gaben,
Du solltest mich haben.
Was alles ich wär',
Das gönnt' ich dir sehr.

Doch bin ich wie ich bin,
[Und]1.5 nimm mich nur hin!
Willst [du]1.6 bess're besitzen,
So laß dir sie schnitzen.
Ich bin nun wie ich bin;
So nimm mich nur hin!

1.1 Schubert (Autograph): "munter so"
1.2 Schubert: "angeln"
1.3 Schubert: "mangeln"
1.4 Schubert: "wie"
1.5 Schubert: "Doch"
1.6 Schubert: ausgelassen

Johann Wolfgang von Goethe
Ölgemälde 1834 von Johann Josef Schmeller
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Das vorliegende Gedicht wurde 1815 zum ersten Mal in Goethe's Werke, Erster Band, Stuttgart und Tübingen, in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung veröffentlicht. Es findet sich dort auf S. 32ff. Als Digitalisat ist es bei hathitrust.org abrufbar. 2.1
Es erschien ebenfalls in Goethe's Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Erster Band, Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cotta'schen Buchhandlung, 1827, S. 32ff. Als Digitalisat ist es bei hathitrust.org abrufbar. 1.2

Zur Musik

Komponiert: Mai 1817
Veröffentlichung (angezeigt): 1887
Originaltonart:  Ges - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1817

Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 48 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige seiner vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es Schubert nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2

Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.

Schubert war 20 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb. Er verwendete die ersten drei und die letzte Strophe des Gedichtes.

 

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Bibliothèque nationale de France

Die Veröffentlichung besorgte 1887 Max Friedlaender (C.F.Peters) in Leipzig als Opus 1887 - 44

Das Autograph des Liedes liegt in der Bibliothèque nationale de France, Paris. Es kann als Digitalisat online recherchiert werden.

 

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Friedlaender Edition 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 03 № 120
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 11
Friedlaender Edition  Bd. 7 » 97

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