Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Olga Monakh - Klavier
Aufnahme: Samstag, 25. August 2012 | Berlin
Liedtext
Sag an, wer lehrt dich Lieder,
So schmeichelnd und so zart?
Sie [zaubern{Schubert: "rufen"}] einen Himmel
Aus trüber Gegenwart.
Erst lag das Land, verschleyert,
Im Nebel vor uns da –
Du singst – und Sonnen leuchten,
Und Frühling ist uns nah.
Den [Alten, Schilfbekränzten{Schubert: "schilfbekränzten Alten"}],
Der seine Urne gießt,
Erblickst du nicht, nur Wasser,
Wie's durch die Wiesen fließt.
So geht es auch dem Sänger,
Er [singt und{Schubert: "singt, er"}] staunt in sich;
Was still ein Gott bereitet,
Befremdet ihn, wie dich.
Conversationsblatt 1821
Zum Text
Mayrhofer war im Herbst 1816 mit Hermann, dem Sohn seines Juraprofessors Heinrich Josef Watteroth auf einer Wanderung nach Lilienfeld in Niederösterreich auch am Erlafsee (heute Erlauffsee) vorbeigekommen. Die Reise führte auch nach Lunz am See und zum Wallfahrtsort Mariazell. Vermutlich haben Sie auch viel über Schubert gesprochen. Das Gedicht Erlafsee D 586, sowie die Gedichte Lunz (Abschied) D 475, Rückweg D 476 und besonders Geheimnis (An Franz Schubert) D 491 mögen unter diesem Eindruck entstanden sein. 1.1
Mayrhofer soll auch unglücklich verliebt gewesen sein in Mina (Wilhelmine Watteroth, die Tochter seines Professors Heinrich Josef Watteroth). 1.2 Diese heiratete jedoch später Josef Wilhelm Witteczek, der ebenfalls Jura bei Heinrich Josef Watteroth studiert hatte. 1.3
Das Gedicht trägt bei Volke den Untertitel An F. Schubert.
Schubert erhielt die Gedichte Mayrhofer's üblicherweise als Handschrift.
Das Gedicht Geheimnis. An Franz Schubert von Johann Baptist Mayrhofer wurde veröffentlicht im Jahr 1821 in Conversationsblatt. Zeitschrift für wissenschaftliche Unterhaltung. Hrsg. von Franz Gräffer, Wien: Verlag Joh. Bapt. Wallishauser, Jhg. 1821, Ausgabe vom 29. August, S. 821, (Vol.1821,3.4). Es findet sich auf Seite 821.
Weitere Veröffentlichungen:
Gedichte von Johann Mayrhofer, bey Friedrich Volke, Wien, 1824, Seite 9
Zur Musik
Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:
"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 2.1
Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.
Franz Schubert war 19 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
Schubert schrieb 1816 unter anderem die verschollene Prometheus-Kantate (o.g. Professor Watteroth gewidmet ... laut Schuberts Tagebuch, seine erste Komposition für Geld). 2.2
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Die Veröffentlichung besorgte 1887 Max Friedlaender (C.F.Peters) in Leipzig als Opus 1887 - 21
Noten
Originalversion des Liedes
Quellen
1.1Peter Härtling, Schubert, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2010, Abschnitt 16 sowie Otto Erich Deutsch, Schubert, Die Dokumente seines Lebens, Bärenreiter Kassel, 1964, S. 50
1.2Wikipedia: Johann Mayrhofer, Wikipedia contributors, Wikipedia, The Free Encyclopedia. Date of last revision: 28 October 2018 21:11 UTC
1.3WienGeschichteWiki: Heinrich Joseph Watteroth, Personendaten.
2.1Österreichische Nationalbibliothek, Digitalisierte Sammlungen, Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst, Sig. 392789-C.20.21
2.2Kreissle von Hellborn, Heinrich: Franz Schubert, Erstdruck: Wien (Carl Gerolds Sohn) 1865. S. 104
4.1 Max Friedlaender Band VII
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Geheimnis. An Franz Schubert
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne