Freude der Kinderjahre

D 455

Friedrich von Köpken 1737 - 1811

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 19. August 2009 | Erfurt

Liedtext

Freude, die [in frühem]1 Lenze
Meinem Haupte Blumen wand,
Sieh, noch duften deine Kränze,
Noch geh' ich an deiner Hand.
Selbst der Kindheit Knospen blühen
Auf in meiner Fantasie;
Und mit [frischem Reize]2 glühen
Noch in meinem Herbste sie.

Früh schon kannt' ich dich! du wehtest
Froh bei jedem Spiel um mich,
Sprangst in meinem Balle, drehtest
Leicht in meinem Kreisel dich;
Liefst mit mir durch [Grab]3 und Hecken
Flüchtig Schmetterlingen nach,
Rittest mit auf bunten Stecken,
Wirbeltest im Trommelschlag.

Stürmte mit beeisten Locken
Auch der Winter wild daher:
O in seines Schnees Flocken
Sah ich nur der Spiele mehr:
Du, du selber, sprangest mitten
Durch gethürmten Schnee mir vor,
Saßest mit im kleinen Schlitten,
Oder spanntest dich davor.

Kamen auch zuweilen Sorgen:
Kindersorgen sind nicht groß!
Froh hüpft' ich am andern Morgen,
Schaukelte die Sorgen los;
Kletterte dir nach auf Bäume,
Wälzte müd' im Grase mich;
Und entschlief ich: süße Träume
Zeigten mir im Bilde dich!

Selig flohen Tag' und Jahre
So an deiner Hand mir hin! –
Bleicht der Herbst auch meine Haare;
Doch bleibt mir dein froher Sinn.
Kommt mein Winter; unvergessen
Sei auch dann dein Freund von dir;
Noch um meines Grabs Cypressen
Schlinge deine Rosen mir!

Friedrich von Köpken
Deckblatt zu Hymnus auf Gott
Deutsche digitale Bibliothek - Public domain

Zum Text

Friedrich von Köpken veröffentlichte sein Gedicht Freude der Kinderjahre im Musen-Almanach fürs Jahr 1795. Herausgegeben von Johann Heinrich Voß. Hamburg bei Carl Ernst Bohn, S. 9ff.

Bei der Veröffentlichung des Liedes fügte Max Kalbeck eine eigene Strophe hinzu, die wir hier aufgenommen haben.

Über meiner Sehnsucht Brücke
Wandl' ich still zur alten Zeit,
Zu der Jugend offnem Glücke
Trag' ich mein verschloss'nes Leid.
Dann wie treue Mutterhände
Rührt es an mich sanft und lind,
Und ich sink' aufs Knie am Ende,
Lach' und wein' und bin ein Kind.

Weitere Veröffentlichungen des Gedichtes:

Poetische Chrestomathie für Freunde der Dichtkunst und zum Gebrauch in Schulen von Prof. Joseph Maria Mayer, B in O Nürnberg, bei Ernst Christoph Grattenauer 1796
hier als Freuden der Kinderjahre

Digitalisat online 

Zur Musik

Komponiert: Juli 1816
Veröffentlichung (angezeigt): 1887
Originaltonart:  C - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  A - Dur
Schuberts Wohnort 1816

Schubert vertonte nur einen einzigen Text von Köpken. Vermutlich hatte er das Gedicht in einer Sammlung gefunden, denn er verzeichnet auch keinen Author auf seinem Manuskript.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1887 Max Friedlaender (C.F.Peters) in Leipzig als Opus 1887 - 35

Die Veröffentlichung besorgte zuerst Max Friedländer 1887 in Band 7 seiner Sammlung mit der von Max Kalbeck hinzugefügten zweiten Strophe, die wir hier aufgenommen haben.

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Friedlaender Edition 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 04 № 240
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 10
Friedlaender Edition  Bd. 7 » 84

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail
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