Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier
Aufnahme: Dienstag, 16. Dezember 2008 | Berlin
Liedtext
Arm am Beutel, krank am Herzen,
Schleppt' ich meine langen Tage.
Armut ist die größte Plage,
Reichthum ist das höchste Gut!
Und, zu enden meine Schmerzen,
Ging ich einen Schatz zu graben.
Meine Seele sollst du haben!
Schrieb ich hin mit eignem Blut.
Und so zog' ich Kreis' um Kreise,
Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zusammen:
Die Beschwörung war vollbracht.
Und auf die gelernte Weise
Grub ich nach dem alten Schatze
Auf dem angezeigten Platze:
Schwarz und stürmisch war die Nacht.
Und ich sah ein Licht von weiten,
Und es kam gleich einem Sterne
Hinten aus der fernsten Ferne,
Eben als es zwölfe schlug.
Und da galt kein Vorbereiten.
Heller ward's mit einemmale
Von dem Glanz der vollen Schale,
Die ein schöner Knabe trug.
Holde Augen sah ich blinken
Unter [dichtem]1.1 Blumenkranze;
In des Trankes [Himmelsglanze]1.2
Trat er in den Kreis herein.
Und er hieß mich freundlich trinken;
Und ich dacht': es kann der Knabe
Mit der schönen lichten Gabe
Wahrlich nicht der Böse sein.
Trinke Mut des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst, mit ängstlicher Beschwörung,
Nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens.
Tages Arbeit! [Abends Gäste]1.3;
Saure Wochen! Frohe Feste!
Sei dein künftig Zauberwort.
1.1 Goethe: (Musenalmanach) "einem"
1.2 Goethe: (Musenalmanach) "Himmelglanze"
1.3 Goethe: (Musenalmanach): "Abendgäste"
Zum Text
Goethe schrieb sein Gedicht 1797. Es wurde zum ersten Mal im Musen-Almanach für das Jahr 1798 herausgegeben von Schiller auf S. 46ff. veröffentlicht. 1.1
Es findet sich ebenfalls in Goethe's Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Erster Band, Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cotta'schen Buchhandlung, 1827, S. 183f. Als Digitalisat ist es bei hathitrust.org abrufbar. 1.2
Zur Musik
Das Verhältnis zwischen Schubert und Goethe war ambivalent. Während Schubert den 47 Jahre älteren Meister verehrte, hat Letzterer ihn kaum beachtet. Obwohl Goethe einige von Schuberts vertonten Gedichte durch eine Sendung Joseph von Spauns erhielt, gelang es dem Jüngeren nicht, mit seinen Kompositionen bis zu Goethe durchzudringen. Zu fremd waren den Ohren des alten Meisters der Klassik die neuen Klänge. 2.1
1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, soll Goethe den Erlkönig, gesungen von Wilhelmine Schröder-Devrient gehört haben. Ob ihm tatsächlich die Komposition, oder das junge Mädchen gefallen hat, bleibt dahingestellt. 2.2
Schubert vertonte 62 Texte von Goethe, manche sogar mehrmals. Am Ende liegen uns heute fast 80 Kompositionen vor. Viele davon sind Lieder. Einige für mehrere Stimmen und Instrumente.
Schubert war 18 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
Quellenlage
Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch
Ort des Manuskripts: Universitetsbiblioteket Lund (Kein Zugang online möglich)
Die Veröffentlichung besorgte 1887 Max Friedlaender (C.F.Peters) in Leipzig als Opus 1887 - 47
Die Erstveröffentlichung besorgte Max Friedländer im Band VII seiner bei Edition Peters Leipzig 1887 erschienenen Schubertbände.
Noten
Originalversion des Liedes
Quellen
1.1Friedrich Schiller, Musen-Almanach für das Jahr 1798, Verlag Cotta, Tübingen u. Weimar, Digitalisierte Sammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar
1.2Johann Wolfgang von Goethe's Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Verlag, Stuttgart und Tübingen, J.G. Cotta, 1827
2.1Gülke, Peter: Goethes »Versäumnisse«, in: Blog Klassik Stiftung Weimar, 08. September 2015
2.2Windmeißer, Renate: Neue Chance für Schubert, in: BR Klassik, Was heute geschah,
4.1 Max Friedlaender Band VII
5.1Noten-Quelle auf imslp.org o.ä.: Der Schatzgräber
6.1Textquelle und alternative Kompositionen: www.lieder.net
Geschrieben von: Peter Schöne