Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Ralph Neubert - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 15. Juni 2011 | Erfurt

Liedtext

Du Thurm! zu meinem Leide
Ragst du so hoch empor,
Und mahnest grausam immer
An [sie, die{Schubert: "das, was"}] ich verlor.

Sie hängt an einem Andern,
Und wohnt im Weiler dort.
Mein armes Herz verblutet,
Vom schärfsten Pfeil durchbohrt.

In ihren [braunen{Schubert: "schönen"}] Augen
War keiner Untreu Spur;
[Aus ihnen sprachen Liebe
Und holde Anmuth{Schubert: "Ich sah der Liebe Himmel, / Der Anmut Spiegel"}] nur.

Wohin ich [nun mich{Schubert: "mich nun"}] wende —
Der Thurm, er folget mir;
O sagt' er, statt der Stunden,
Was mich vernichtet, ihr!

Mayrhofer: Gedichte 1824

Johann Baptist Mayrhofer
Ergänzte Fotografie nach der Sepiazeichnung in Schwinds 'Schubertabend'
Österreichische Nationalbibliothek - Public domain

Zum Text

Schubert erhielt die Gedichte Mayrhofer's üblicherweise als Handschrift.

Das Gedicht Der Hirt von Johann Baptist Mayrhofer wurde veröffentlicht im Jahr 1824 in Gedichte von Johann Mayrhofer, bey Friedrich Volke, Wien. Es findet sich auf Seite 11.

Digitalisat online

Zur Musik

Komponiert: Oktober 1816
Veröffentlichung (angezeigt): 1895
Originaltonart:  d - moll
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  d - moll
Schuberts Wohnort 1816

Mayrhofer war ein enger Freund Franz Schuberts und wohnte drei Jahre von 1819-1821 gemeinsam mit ihm in einer Wohngemeinschaft. Er schreibt am 23. Februar 1829 im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst in seinen Erinnerungen an Franz Schubert:

"Mein Verhältniß mit Franz Schubert wurde dadurch eingeleitet, daß ihm ein Jugendfreund das Gedicht „am See" – es ist das vierte in dem bei Volke 1824 erschienenen Bändchen – zur Komposition übergab. An des Freundes Hand betrat 1814 Schubert das Zimmer, welches wir 5 Jahre später gemeinsam bewohnen sollten. Es befindet sich in der Wipplingerstraße (heute Nr.2).
(...)
Dieses Grundgefühl, und die Liebe für Dichtung und Tonkunſt machten unser Verhältniß inniger; ich dichtete,er komponierte, was ich gedichtet, und wovon Vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt." 2.1

Dieser engen Beziehung verdanken wir 47 Gedichtvertonungen durch Schubert.

Franz Schubert war 19 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.
Er schrieb in diesem Jahr unter anderem die verschollene Prometheus-Kantate (o.g. Professor Watteroth gewidmet ... laut Schuberts Tagebuch, seine erste Komposition für Geld), die beiden Sinfonien Nr. 4 c-Moll (die Tragische) und Nr. 5 B-Dur sowie die Messe Nr. 4 C-Dur.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Gesellschaft der Musikfreunde Wien (Kein Zugang online möglich)

Die Veröffentlichung besorgte 1895 Eusebius Mandyczewski in Alte Gesamtausgabe (Breitkopf&Härtel) in Leipzig

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Alte Gesamtausgabe 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 04 № 267
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 11

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