Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Boris Cepeda - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 10. Juni 2009 | Erfurt

Liedtext

Noch einmal tön', o Harfe,
Die nur Gefühle tönt!
Verhalle zart und leise
Noch jene Schwanenweise,
Die auf der Fluth des Lebens
Uns mit der Noth versöhnt!

Im Morgenschein des Lebens
Erklangst du rein und hell!
Wer kann den Klang verwahren?
Durch Forschen und Erfahren
Verhallet' und versiegte
Des Liedes reiner Quell.

In spätern Jugendjahren
Hallt es schon zart und bang,
Wie Finkenschlag im Merze;
Mit des Entknospens Schmerze
Erbeben Herz und Saiten
Voll Liebe und Gesang!

Am Sommertag des Lebens
Verstummt das Saitenspiel!
Aus sehnsuchtsvoller Seele
Lockts noch, wie Philomele,
Schon seltner, aber rührend,
Nur Schwermuth und Gefühl.

O schlag' im dunkeln Busen
Der ernsten Abendzeit!
Will um das öde Leben
Des Schicksals Nacht sich weben,
Dann schlag' und wecke Sehnsucht
Nach der Unsterblichkeit!

Johann Gaudenz von Salis-Seewis
Kupferstich von Johann Heinrich Lips
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Johann Gaudenz von Salis-Seewis und Friedrich Matthisson verband eine lebenslange Freundschaft. Matthisson besorgte 1794 eine Veröffentlichung der Gedichte von Salis-Seewis in Zürich bei Orell, Gessner, Füssli & Comp. 1806 erschien beim
gleichen Verlag herausgegeben von Johann Georg Jacobi die Iris. Ein Taschenbuch für 1806. Dort wurde das Gedicht Abschied an die Harfe auf Seite 275f. veröffentlicht. 1.1

Erläuterungen zum Text:

Fünf Strophen, in denen der Weg des Lebens mithilfe der "Lebensharfen"-Allegorie beschrieben wird.

Mit Philomele in der vierten Strophe ist sicher die zu einer Schwalbe verwandelte Philomele gemeint, die mit ihrem Singen lockt.

Zur Musik

Komponiert: März 1816
Veröffentlichung (angezeigt): 1887
Originaltonart:  e - moll
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  e - moll
Schuberts Wohnort 1816

Die drei Akkorde am Anfang erklingen wie tönende Harfenakkorde, genau wie die Begleitung der Strophen mit den gebrochenen Sechzehnteldreiklängen in der rechten Hand, sowie den Vorschlägen im Baß der linken Hand.

Schubert vertonte insgesamt 15 Texte von Salis-Seewis. Zählt man alle Fassungen und Bearbeitungen der Texte zusammen kommt man auf fast 30 Kompositionen, die uns heute vorliegen.

Schubert war 19 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb. In diesem Jahr schrieb er unter anderem auch die verschollene Prometheus-Kantate, die beiden Sinfonien Nr. 4 c-Moll (die Tragische) und Nr. 5 B-Dur sowie die Messe Nr. 4 C-Dur.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1887 Max Friedlaender (C.F.Peters) in Leipzig als Opus 1887 - 34

Das Facsimile eines weiteren Autographs mit der Aufschrift "Etwas geschwind" findet sich in Catalogue of autograph letters von Paul Gottschalk. (Abgerufen 2020-XI-30)

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Friedlaender Edition 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 04 № 208
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 10
Friedlaender Edition  Bd. 7 » 83

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail
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