Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Ralph Neubert - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 08. September 2010 | Berlin

Liedtext

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
  Am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
  Der weisse Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
  So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
  Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen? –
Er ist nur halb zu sehen,
  Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
  Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder,
  Und wissen gar nicht viel.
Wir spinnen Luftgespinnste
Und suchen viele Künste,
  Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß [uns dein Heil{Schubert: dein Heil uns}] schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
  Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden,
Und vor dir hier auf Erden
  Wie Kinder fromm und fröhlich seyn!

Matthias Claudius
Portrait von Friederike Leisching
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Das Gedicht von Matthias Claudius erschien unter dem Titel Abendlied im Wandsbecker Bothen (ASMUS omnia sua SECUM portans, oder Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen 1774, IVter Theil, S. 57). Der Erstdruck dieser Veröffentlichung kann online recherchiert werden. 1.1
Es findet sich auch im Musenalmanach für 1779 auf Seite 185, herausgegeben von Johann Heinrich Voss. Es entstand vermutlich gegen 1774 in Wandsbeck und ist eines der bekanntesten Gedichte der deutschen Literaturgeschichte. 1.2

Zur Musik

Komponiert: November 1816
Veröffentlichung (angezeigt): 1885
Originaltonart:  B - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  As - Dur
Schuberts Wohnort 1816

Das Lied entstand 1816 auf den bekannten Text von Matthias Claudius. Anders als das bekannte Volkslied im 4/4-Takt, dass besser bekannt ist unter dem Titel "Der Mond ist aufgegangen", steht Schuberts Vertonung im 6/8-Takt. Mit der daraus resultierenden, wiegenden Melodie und der ruhig dahin fließenden Achtelbegleitung des Klaviers gelingt Schubert ein beschauliches, stimmiges Abendbild. Besonderheiten sind das Nachspiel mit den angetupften Bässen in der linken Hand des Klaviers und der verdeckte Kontrapunkt in den Begleitungsachteln der rechten Hand.

Schubert schrieb im Jahr 1816 unter anderem die verschollene Prometheus-Kantate, die beiden Sinfonien Nr. 4 c-Moll (die Tragische) und Nr. 5 B-Dur sowie die Messe Nr. 4 C-Dur.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1885 Max Friedlaender (C.F.Peters) in Leipzig als Opus 1885 - 13

Laut thematischem Katalog von Otto Erich Deutsch ist das Manuskript verschollen. Es soll sich ca. 1850 bei Ludwig Landsberg in Rom befunden haben. Eine Abschrift befindet sich laut dieser Quelle in der Sammlung Witteczek-Spaun. In dieser Abschrift verwendet Schubert nur die ersten fünf Strophen des siebenstrophigen Gedichts.

Die Veröffentlichung besorgte Max Friedländer 1885 bei C.F. Peters Leipzig in Band VII S. 30

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Friedlaender Edition 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 04 № 278
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 11
Friedlaender Edition  Bd. 7 » 30
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 8 » 21

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Transposition PDF Thumbnail
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